Das Controlling der Supply Chain hat die Aufgabe, eine zielgerichtete Planung, Gestaltung und Steuerung der unternehmensübergreifenden Lieferkette zu gewährleisten.
Die Supply Chain ist durch die unterschiedlichen Zielvorstellungen der beteiligten Unternehmen sowie ihre räumlich und zeitlich geteilten Aktivitäten der Leistungserstellung geprägt. Daraus resultiert die Notwendigkeit der Koordination der Aktivitäten im Hinblick auf das gemeinsame Ziel der Supply Chain, logistische Leistungen kundeneffektiv und -effizient zu erstellen. Das Controlling der Supply Chain hat daher die Aufgabe, eine zielgerichtete Planung, Gestaltung und Steuerung der unternehmensübergreifenden Lieferkette zu gewährleisten. In einem dynamischen und komplexen Umfeld muss das Controlling der Supply Chain dabei organisatorische, technische und personelle Entwicklungen berücksichtigen, um Anpassungen nach innen und außen jederzeit unterstützen zu können. Die vorherrschenden Instrumente des klassischen Controlling sind allerdings primär unternehmensintern ausgerichtet. Das traditionelle Controlling leistet damit nur einen einschränkten Beitrag zur Optimierung der unternehmensübergreifenden Wertschöpfungskette.
Die zielorientierte Koordination einer verteilten Wertschöpfung erfordert einen erweiterten Wirtschaftlichkeitsbegriff. Dies bedeutet, dass nicht nur monetäre sondern insbesondere auch nicht-monetäre Steuerungsgrößen eingesetzt werden. Die häufig vorhandene Kostenorientierung ist daher durch eine Prozess-, Innovations- und Kundenorientierung zu ergänzen. Hierbei sind die relevanten Ursache-Wirkungs-Beziehungen aufzuzeigen. Da die Empfänger der Informationen eines Controllingsystems je nach Funktionsbereich und strategischem bzw. operativem Charakter der Aufgabe einen unterschiedlichen Informationsbedarf haben, ist das Controllingsystem weiterhin hierarchisch und modular aufzubauen. Um Leistungen kundeneffektiv und -effizient erbringen zu können, sind neben den ergebnis- auch prozessorientierte Messgrößen zu definieren. Diese müssen nicht nur eine Analyse- sondern auch eine präventive Frühwarnfunktion haben, um frühzeitig unternehmensübergreifend relevante Störungen und Engpässe antizipieren zu können. Ebenso muss das Controlling im Falle der Wandelbarkeit der Supply Chain schnell und kostengünstig implementierbar sein.
Im unternehmensübergreifenden Zusammenhang ergibt sich die Problematik, dass die beteiligten Unternehmen in der Regel über ein kaum vergleichbares Controllingsystem verfügen. Die Einheitlichkeit der Kennzahlensemantik ist allerdings notwendig, um eine effektive unternehmensübergreifende Steuerung realisieren zu können. Daher sind die Kennzahlen, deren Inhalt, die genauen Messpunkte, Messzeitpunkte und -verantwortlichen von den Wertschöpfungspartnern gemeinsam zu definieren. Insbesondere sind für alle Messgrößen verbindliche Toleranz- und Eingriffswerte zu vereinbaren.
Ein grundlegendes Problem bei der Einführung eines Supply Chain Controllings ist die Schaffung einer kontinuierlich lernenden und sich kontinuierlich verbessernden Wertschöpfungskette. Hierzu ist es notwendig, unternehmensübergreifende Verhaltensregeln und Zielvereinbarungen zu installieren. In Analogie zur unternehmensinternen Zielvereinbarung sind auch zwischen den Unternehmen entsprechende Vereinbarungen zu treffen, die nicht nur auftragsweise definiert werden, sondern eine längerfristig orientierte Performancesteigerung fixieren. Des Weiteren sind die vereinbarten Ziele transparent zu gestalten und müssen insbesondere durch die betroffenen Unternehmen beeinflussbar sein. Dies stellt die Grundlage für die kontinuierliche Überprüfung der in eigener Verantwortung erzeugten Prozessergebnisse auf Fehlerhaftigkeit, d.h. auf Abweichung von Kundenanforderungen dar.
Die Implementierung des Supply Chain Controllings erstreckt sich über drei Phasen.
Im Rahmen der Phase „Bedarfsanalyse und Zieldefinition“ sind insbesondere die unternehmensspezifischen Anforderungen an das Supply Chain Controlling, die verfolgten Zielsetzungen und der Betrachtungsgegenstand zu definieren. Hieran schließt sich die Phase „Konzepterstellung“ an. Wenn das Controlling über einen verstärkten unternehmensübergreifenden Monitoringfokus verfügen soll, sind in diesem Zusammenhang einzubindende Kunden und Lieferanten zu definieren, die an der Konzepterstellung mitwirken. Die Realisierungsphase beginnt mit einer Pilotumsetzung und beinhaltet des Weiteren umsetzungsbegleitende Maßnahmen, das Realisierungscontrolling sowie den anschließenden Roll-out.
Ein effizientes Supply Chain Controlling steigert maßgeblich die Transparenz im Unternehmen. Ergebnis- und prozessorientierte Messgrößen ermöglichen die Überwachung der Erfolgsfaktoren Zeit, Kosten und Qualität. Das Aufzeigen der Ist-Situation weist rechtzeitig auf Probleme hin und ermöglicht so das steuernde Eingreifen. Insbesondere im unternehmensübergreifenden Verbund wird durch ein Supply Chain Controlling eine deutliche Effizienzsteigerung und eine Verbesserung des Informationsflusses erreicht.