[04.11.2020]
Betrachtet man die technologischen Fortschritte im Bau, von der Materialentwicklung bis hin zu statischen und architektonischen Meisterleistungen, so kann man in der Baubranche kaum eine fehlende Innovationskraft konstatieren. In einem wesentlichen Punkt – nämlich der Nutzung der Vorteile der Digitalisierung – lässt sich jedoch beobachten, dass andere Industriezweige der Baubranche enteilt sind. Die Ursachen sind vielfältig und lassen sich unter anderem in
begründen. Gesetzliche Vorgaben sowie der Druck zu Effizienz- und Geschwindigkeitsverbesserungen beschleunigen nun die Digitalisierung in Form von BIM. Diese Methode basiert auf einer vollständigen digitalen Modellierung und Computervisualisierung des Bauwerks und ist in einigen europäischen Ländern bei öffentlich finanzierten Aufträgen bereits verpflichtend. Auch in Deutschland wird die Einführung forciert, um den aktuellen Herausforderungen im Wohnungsbau und bei Infrastrukturprojekten zu begegnen.
Durch BIM wird Arbeitsinhalt von der Realisierungsphase in die Planungsphase verschoben. Die Planungssicherheit und Kostentransparenz werden gesteigert. Erste Studien zeigen, dass bei Bauprojekten mit BIM die Kostenüberschreitungen um durchschnittlich 45% niedriger sind als bei Projekten ohne BIM. Da heute in Deutschland Arbeiter auf dem Bau und Fachkräfte aus dem Handwerk eine Engpassressource darstellen, können die gesellschaftlich dringend benötigten Häuser- und Wohnungsfertigstellungen durch das schnellere Bauen gesteigert werden. Der Effekt wird dadurch verstärkt, dass die notwendigen Genehmigungen auf Basis der Vollständigkeit und der standardisierten Datenquellen schneller vorliegen werden. Die Digitalisierung durch BIM wird somit zu einem Enabler für eine Abschwächung des akuten Wohnungsmangels in Ballungsräumen mittels Neubauten oder Nachverdichtungen. Die Veränderung des Arbeitsinhalts kommt darüber hinaus dem demographischen Wandel entgegen. Durch digitale Arbeitsplatzangebote und eine höhere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Home-Office öffnet sich die Branche für bisher unterrepräsentierte Arbeitnehmergruppen. Die höhere Diversität der Belegschaft kann zudem positiv auf die Leistungs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen wirken.
Die Einführung von BIM ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Insbesondere lässt sich im Wesentlich zwischen internen und externen Aspekten unterscheiden. Intern gilt es allem voran, die notwendigen Kompetenzen aufzubauen und organisatorisch zu verankern. Adaptionen des Planungs- und Freigabeprozesses sind ebenso notwendig, wie die Neuzuweisung von Verantwortlichkeiten und Befugnissen. Extern sind die Partnerschaften zu den Gewerken anhand der vorhandenen BIM-Kompetenzen neu zu konfigurieren. Auch müssen Anreize geschaffen werden, dass BIM in den Gewerken eingeführt wird. Unternehmen der Bauwirtschaft, die digital vorangehen und ihre Produkte wie Türen, Fenster, Treppen oder Brandschutz- und Lüftungskomponenten als 3D-Objekte zur Verfügung stellen, sind die bevorzugten Partner. Die Komplexität steigt mit der Anzahl der involvierten Ansprechpartner.
Abhängig von der Ausgangssituation eines jeden Unternehmens sind unterschiedliche Einführungsstrategien erfolgsversprechend. Daran ist die für die Umsetzung notwendige Grob- und Feinplanung auszurichten. TCW verfügt über ein hohes Erfahrungswissen bei Umstrukturierungsprojekten sowie bei der Implementierungsunterstützung unternehmensübergreifender Informationssysteme – von der Systemauswahl bis zur Schulung der Mitarbeiter. TCW konnte in einem Fallbeispiel bei einem Immobilienkonzern erfolgreich BIM für das Projektgeschäft einführen. Die Einführungsstrategien zielten auf eine Maximierung des Kundennutzens ab. Alle Projektziele wurden erreicht und die Ergebnisse, dargestellt in Abbildung 1, haben die Erwartungen übertroffen. Hohe Kosteneinsparungen und Effizienzgewinne belegen die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen. Auch erfuhr der Immobilienkonzern durch die Einführung der neuen Technologien in der Außendarstellung einen Imagegewinn.