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Einfluss von Lernkurveneffekten auf Produktanläufe

[09.10.2012]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com

Wie können wir die kontinuierlich steigenden Produktanläufe schneller und effizienter rea­li­sieren? Diese Frage stellte sich im Rahmen eines Projektes in der Anlagenindustrie. Diese wuchs in den letzten Jahren weltweit mit durchschnittlich 6,5% pro Jahr. Neben Europa und den USA vor allem in neuen BRIC-Märkten. Der Gesamtmarkt hat sich in den letzten Jahren verändert. Die Preise geraten unter massiven Druck. Um dem entgegen zu wirken wurde entschieden, kon­ti­nu­ierlich neue Produkte mit einem hohen lokalen Wertschöpfungsanteil auf den Markt zu bringen.

Ausgangssituation in den bisherigen Anläufen

Erfolgreiche Unternehmen sind gezwungen neue Produkte bzw. Produktvarianten in immer kürzeren Zeiträumen auf den Markt zu bringen. Die sich schnell verändernden Produktanforderungen der Verbraucher und die damit beständig variierenden Nachfragewünsche zwingen die Unternehmen zu immer kürzeren Produktlebenszyklen, einer hohen Innovationsrate sowie flexiblen Fertigungs­kapa­zitäten. Alleine die Entwicklungszeit bis zur Marktreife zu verringern reicht heute nicht aus, um am Markt bestehen zu können. Vielmehr gilt es, eine immer größere Zahl von Fertigungsanläufen in kürzeren Abfolgen zeit- und kostensparend zu realisieren.

Zielsetzung für künftige Produktanläufe

Ziel war die Identifikation von konkreten Handlungsempfehlungen für eine signifikante Be­schleu­ni­gung der Kammlinienerreichung bei einer gleichzeitigen Reduzierung der Anlaufkosten. Die Ziel­setzung lag

  • in der Ermittlung der An- und Auslaufkurven von verschiedenen Produkten an unterschiedlichen Produktionsstandorten,
  • einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Produktanläufen und Produktausläufen der letzten Jahre durchzuführen,
  • die Ermittlung der jeweiligen Stärken, Schwächen sowie übergreifenden Einflussfaktoren,
  • deren Übertragung auf zukünftige Produktanläufe und Produktausläufe sowie
  • die standardisierte Nutzung der gewonnenen Erfahrungen zur Beschleunigung der Hochlaufphase für zukünftige Produkte.

Vorgehensweise für die Anlaufoptimierung

Das Ziel des Projektes war es, die Stärken und Schwächen der An-/Ausläufe im eigenen Unter­neh­men zu kennen. Dies umfasste eine Analyse der eigenen An-/Ausläufe der letzten Jahre sowie die notwendigen Anlaufvorbereitungen während der Produktentwicklung. Zusätzlich wurden in Work­shops weitere Potenziale zum schnelleren Herunterlaufen der Lernkurve, mit dem Ziel einer schnelleren Kammlinienerreichung, durchgeführt. Das Projekt umfasste folgende Inhalte:

  1. Zunächst wurden die relevanten Daten für bestehende und geplante Produkte an unterschiedlichen Standorten ermittelt.
  2. Parallel zur Datenermittlung wurden die bestehenden Anlaufstrategien verfeinert und eine einheitliche Struktur für eine Klassifizierung der Anläufe, in Abstimmung mit dem Projektteam des Unternehmens, ermittelt und abgestimmt.
  3. Auf Basis der gewonnenen Daten sowie der reichhaltigen Erfahrungen wurden in Workshops Potenziale und Maßnahmen zur schnelleren Erreichung der Kammlinie für neue Produktanläufe ermittelt.
  4. Abschließend wurde ein standardisiertes Anlaufvorgehen erarbeitet, um eine schnellere Realisierung der Lernkurveneffekte sowie eine beschleunigte Kammlinienerreichung zu geringeren Kosten zu sichern.

Diese Vorgehensweise zur Konzipierung und Ausgestaltung einer Anlaufoptimierung und deren Ergebnisse konnte im Unternehmen umgesetzt werden. Hierbei ist es gelungen, das Verständnis der Mitarbeiter für die zukünftigen Auswirkungen von Verzögerungen in der Produktentwicklung durch hohe Produktkomplexität und Variantenvielfalt, deren virtuelle Absicherung durch Simulationen sowie die frühere Einbindung von Werks-, Lieferanten- und Mitarbeitererfahrungen in die Entwicklung zu schärfen. Damit konnte schlussendlich ein gemeinsames Zielverständnis entwickelt werden.

Ergebnispotenzial je Anlauf

Jeder Anlauf der variierenden und wechselnden Produkte verlangt nach einer eigenen Vorbereitung. Diese Anlaufvorbereitung trägt - neben vielen anderen Faktoren - zum wirtschaftlichen Erfolg bei, da sie maßgeblichen Einfluss auf die zusätzlichen Anlaufaufwände in der Produktion nimmt.


Abbildung 1: Auswirkung der Lernkurveneffekte auf die Kosten

Dabei ist zu beachten, dass die kurzen Produktlebenszyklen die Einführung neuer Produkte in die Produktion ermöglichen bevor das Ende der Auslaufphase eines älteren Produktes erreicht ist. Die Aufgabe der Anlaufvorbereitung besteht darin, die in kürzerer Abfolge auftretenden Anläufe so zu beeinflussen, dass die zusätzlichen Aufwände wie Ressourcen, Änderungsanzahl und Änderungs­kosten sowie die Abstimmung zwischen den Beteiligten in der Anlaufphase verringert und die Anlaufphase selbst verkürzt wird. Die Anlaufphase der Produktion ist dabei maßgeblich durch Lernvorgänge geprägt. Diese Lernvorgänge müssen bereits vor Produktionsstart so realisiert werden, dass die Hochlaufphase schneller abläuft und die Kammlinie der Produktion früher erreicht wird.


Abbildung 1: Wirkungen der Lernkurveneffekte auf die Durchlaufzeit und die Nacharbeit

Die Anlaufvorbereitung umfasst dabei die Gesamtheit aller Maßnahmen einschließlich der über­greifenden Abstimmung mit den relevanten Beteiligten, der rechtzeitigen Erstellung aller erfor­der­lichen Unterlagen und Betriebsmittel, die durch das Anlaufmanagement ein Minimum an Produk­tions­aufwand je Anlauf gewährleistet.

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