[15.05.2001]
Wettbewerbsdruck auf nahezu gesättigten Märkten mit austauschbaren Produkten zwingt Unternehmen zur Optimierung der Logistik durch eine Reduzierung der Logistikkosten, deren Anteil gemessen am Umsatz derzeit branchenabhängig bei 8-14 % liegt, sowie eine Erhöhung der Logistikleistungen.
Wurden in der Vergangenheit vor allem interne Prozessabläufe optimiert, so bestehen weitere Einsparpotentiale in der Optimierung von wertschöpfungskettenübergreifenden Logistikprozessen. Internettechnologien bieten dabei neue Möglichkeiten, erhöhen jedoch gleichzeitig die Anforderungen an die Logistik. Unterstützung bieten hierbei Konzepte der Electronic Logistics, die in unterschiedlichen Phasen des Logistikprozesses wirken, mit dem Ziel, Logistikprozesse durch die Nutzung von E-Technologien zu optimieren.
Inwieweit dabei Logistikkosten gesenkt sowie Logistikleistungen erhöht werden können, zeigen folgende Entwicklungstrends:
These 1: E-Technologien vereinfachen die Zusammenarbeit in immer arbeitsteiligeren Wertschöpfungsketten
Die Konzentration auf Kernkompetenzen führt dazu, dass Unternehmen Leistungen auslagern, die von Kooperationspartnern und Logistikdienstleistern übernommen werden, wodurch effizient wirkende produktionssynchrone Anlieferkonzepte wie Just-in-Time nochmals verbessert werden können. Die zunehmende Entwicklung bestehender Logistikketten zu wandelbaren, flexiblen Logistiknetzwerken verstärkt jedoch die Notwendigkeit einer praktikablen Plattform für den Austausch von Informationen beispielsweise in Form eines Marktplatzes im Internet. Ein Konzept, das derzeit sowohl in der Beschaffungs- als auch Distributionslogistik angewendet wird, ist das Sendungsverfolgungssystem, das Informationstransparenz fördert und damit zu einer Senkung der Prozesskosten beiträgt. Mit der Anzahl der Teilnehmer steigen die Einsparpotentiale. Zudem ist dieses Konzept flexibel einsetzbar: für Aufträge, Fertigungsteile, Ladungsträger.
These 2: Die zunehmende Prozesskomplexität wird durch E-Technologien beherrschbar
Der Wandel zum Käufermarkt und erhöhter Wettbewerb führen zu einer verstärkten Kundenorientierung. Durch die Individualisierung von Produkten und Leistungen wächst die Produkt- und Prozesskomplexität. Dies erfordert den Einsatz eines durchgängigen Komplexitätsmanagements sowie intelligenter Logistiklösungen Ein E-Logistik-Konzept, das nach dem Holprinzip die Versorgung mit Material fast zu 100% sicherstellt, zu Bestandssenkungen von durchschnittlich 30-50 % führt und die Flexibilität in der Produktion des Zulieferers erhöht, was zu kürzeren Durchlauf- und Wiederbeschaffungszeiten führt, ist E-Kanban.
These 3: Der Einsatz von E-Technologien wird zum Wettbewerbsinstrument
Insbesondere
in der Automobilindustrie und der Zulieferindustrie werden bestimmte
Komponenten nur noch über Online-Auktionen eingekauft, die
durchschnittlich Einsparungen von 14 % bezogen auf den Einstandspreis
der Materialien, erbringen. Traditionelle Lieferbeziehungen werden
abgelöst und Lieferanten, die sich aufgrund ihrer Infrastruktur nicht
am E-Business beteiligen können, verlieren Aufträge an die Konkurrenz.
Die beschleunigte Preisfindung führt zudem zu Einsparungen der
Prozesskosten, die in der Regel bei 2-4% der gesamten im Einkauf
budgetierten Kosten betragen. Für die Ableitung von
Handlungsempfehlungen hinsichtlich des Einsatzes von Konzepten des
Electronic Sourcing, empfiehlt sich die Durchführung einer
Portfolioanalyse.
Die Bedeutung der Differenzierung von der Konkurrenz durch den Einsatz von Informationstechnologien zeigt sich vor allem auch im Bereich der Logistikdienstleister durch das Angebot kundenspezifisch angepaßter Internetanwendungen.
These 4: E-Technologien erhöhen die Fließgeschwindigkeit des Materials
Der Einsatz von Internettechnologien bietet die Möglichkeit, Informationen zu sammeln und vorzuhalten, auf die mehrere Beteiligte zugreifen können. Konzepte wie E-Kanban und das Virtuelle Lager zeigen, dass Informationen Bestände ersetzen können und helfen, Prozesse zu optimieren und Potentiale auszuschöpfen.
Zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für den Einsatz von E-Logisitik Konzepten empfiehlt sich die Durchführung einer Portfolioanalyse auf Basis der Beurteilung der Logistikkompetenz sowie der Bewertung des Einsatzes von E-Technologien. Ein Benchmarking mit den Daten von Best-Practice-Unternehmen bietet weitere Ansatzpunkte zur Verbesserung von Logistikleistungen sowie zum Aufbau eines Differenzierungspotentials gegenüber dem Wettbewerb.
These 5: Der Einsatz der Electronic Logistics trägt zur Wertsteigerung des Unternehmens bei
Eine exzellente Logistik, deren Kennzeichen niedrige Bestände, kurze Durchlaufzeiten, angemessene Logistikkosten sowie ein hoher Lieferservice sind, ermöglicht Unternehmen schneller und effizienter am Markt zu agieren. Das Interesse der Kapitalanleger gilt jedoch vor allem der Rendite, die die Kapitalanlage erzielt. So führt das Null-Bestände-Konzept durch ein sale und lease back der Bestandswerte zur Wertsteigerung des Unternehmens. Ein Instrument zur Messung der damit erzielten Wertsteigerung ist die externe Scorecard. Zusätzlich ist die Konformität der E-Logistik mit der Unternehmensstrategie zu bewerten. Der Einsatz der Konzepte der Electronic Logistics sollte somit auch vor dem Hintergrund der Auswirkungen auf die Kennzahlen Umsatzwachstum und Marktwachstum, Rentabilität und Cash Flow erfolgen.
Der
Einsatz von Konzepten der Electronic Logistics führt damit zu einer
Neugestaltung der Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen, reduziert
Logistikkosten, erhöht Logistikleistungen und trägt zur Wertsteigerung
von Unternehmen bei. Erst der kombinierte Einsatz verschiedener
aufeinander abgestimmter Konzepte ermöglicht eine durchgängige
Optimierung der Logistikprozesse sowie die Ausschöpfung der Potentiale.
Fallstudien haben gezeigt, dass die Einsparungen durch den Einsatz von
E-Technologien in den drei Bereichen Electronic Sourcing, Supply Chain
Management und Customer Relationship Management zu einer Verdopplung
der Umsatzrendite führen können.
Literatur