[07.02.2007]
Die kosteneffiziente Erschließung neuer Absatzmärkte in der Automobilindustrie kann durch die Verlagerung von Produktion und Beschaffung an den Nachfrageort gewährleistet werden. Durch die Verlagerung von Produktion und Beschaffungsquelle können Faktorkostenvorteile realisiert und Risiken aus Wechselkursschwankungen kompensiert werden. Häufig ist zudem die Berücksichtigung von Local Content-Vorschriften obligatorisch.
Bei der Diskussion möglicher Szenarien müssen folgende Fragen beantwortet werden:
Das TCW erarbeitete gemeinsam mit einem Nutzfahrzeughersteller eine Systematik zur Ermittlung des Global Sourcing Potentials. Fokus der Untersuchungen waren die Zielmärkte Osteuropa, China und Indien. Unter der Vorgabe der geplanten Produktionsstandorte waren folgende Fragen zu beantworten:
Global Sourcing - Wie hoch sind die Einsparpotenziale in Produktion und Einkauf bei der Eroberung neuer Absatzmärkte?
Zur Beantwortung dieser Frage wird ein Modell erstellt, das auf Basis der aktuellen Kosten- und Risikosituation am derzeitigen Produktionsstandort die Kosten- und Risikosituation in zukünftigen Produktions- und Einkaufsländern ermittelt.
In einem ersten Schritt werden die zu untersuchenden Komponenten detailliert analysiert. Die Kostenstruktur der Komponenten, der existierende Supplier Footprint, die Versorgungsrisiken sowie die maßgeblichen Produktionstechniken werden erfasst, um den Status Quo als Vergleichsbasis darzustellen. In einem zweiten Schritt wird die Kosten- und Risikosituation jedes in Frage kommenden Landes erfasst. Dies geschieht auf der Basis einer laufend aktualisierten TCW Global Sourcing-Datenbank. Diese enthält eine Beurteilung der Länder bezüglich der Materialkosten, der Maschinenkosten inklusive der Instandhaltungskosten und Maschinenverfügbarkeiten, der Arbeitskosten sowie der Produktivitäten, den relevanten Logistikkostenindex, den Qualitätsindex sowie einen Indexwert für die Entwicklung der Overhead-Kosten. Die Informationen der ersten beiden Schritte werden kombiniert, um länderspezifische Komponentenpreise zu erhalten. Ferner werden im Modell unterschiedliche Produktionsszenarien, charakterisiert durch spezifische Automatisierungsgrade, berücksichtigt. Damit wird der Möglichkeit der Substitution von Anlagenkapazitäten durch erhöhten Personaleinsatz in Niedriglohnländern Rechnung getragen. Zusätzlich werden die komponenten- sowie die länderspezifischen Risikoelemente kombiniert. Ergebnis ist eine Rangreihung von Komponenten-/ Länderkombinationen bezüglich der Kosten- und Risikosituation.
Die durch das Modell abbildbare Rangreihung von Produktions- und Beschaffungsquellenländern ermöglicht die Ermittlung eines optimierten zukünftigen Supplier Footprints unter Berücksichtung von Kosten-, Qualitäts- und Risikoaspekte. Die Darstellung dieser Footprint-Szenarien leitet den Einkauf bei der Suche nach leistungsfähigen Lieferanten in den zu erschließenden Märkten und Regionen. Mannigfaltige Projekterfahrung im Automotive-Umfeld und anderen global- -agierenden Branchen sind durch das TCW gebündelt. Dadurch konnten zusätzliche Lieferanten für bevorzugte Komponenten-/ Länder-Kombinationen identifiziert werden.Die Vor-Ort-Auditierung der in Frage kommenden Lieferanten zählt darüber hinaus zum Leistungsumfang des TCW. Auf Basis robuster Methoden, die bereits in zahlreichen Projekten erfolgreich eingesetzt wurden, kann die Leistungsfähigkeit der Lieferanten hinsichtlich der kritischen Erfolgsfaktoren bewertet werden. Besonders die Bewertung bis dato unbekannter, ausschließlich lokal agierender Lieferanten in neuen Märkten spielt hier eine wesentliche Rolle. Eine Realisation von Kostenvorteilen ist bei ihnen in der Regel einfacher zu realisieren als bei global agierenden Lieferanten mit hoher Marktpräsenz. Umso wichtiger ist hierbei die Sicherstellung der erforderlichen Produkt- und Prozessqualität sowie die Implementierung eines leistungsfähigen Risikomanagements in der Beschaffung mit besonderer Betonung der Risikoprävention.