[15.01.2009]
Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens spiegelt sich in einem leistungsfähigen, schnellen Produktentstehungsprozess wider. Die Optimierung des gesamten Produktentstehungsprozesses rückt damit in den Mittelpunkt des unternehmerischen Interesses. Speziell der Serienanlauf stellt eine in immer kürzeren Abständen auftretende unternehmensübergreifende sowie komplexe Problemstellung dar. Eine an der TU München durchgeführte Untersuchung ergab, dass 93% der an der Befragung beteiligten Unternehmensvertreter die Bedeutung des Anlaufmanagements in Zukunft als wichtig bis sehr wichtig einstufen.
Bedingt durch Individualisierung und verkürzte Produktlebenszyklen müssen in immer kürzeren Abständen neue Produkte aus der Entwicklung in die Produktion überführt werden. Dies hat zur Folge, dass die Anzahl der Hochläufe neuer oder veränderter Produkte in neuen oder veränderten Produktionsumgebungen kontinuierlich steigt. Ein reibungsloser und prozesssicherer Übergang von der Entwicklung in die Serie spielt für die Realisierung einer möglichst kurzen Time-to-Market und damit für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Dennoch zeigen sich in der Anlaufperformance im Branchenvergleich erhebliche Unterschiede wie die im TCW-Verlag veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen.
Vor dem Hintergrund kontinuierlich sinkender Leistungstiefen in der deutschen Serienindustrie hat sich speziell die Koordination der Schnittstelle zu Lieferanten als wesentliches Problemfeld im Anlaufmanagement manifestiert. Schlüssel zum Erfolg scheint eine ganzheitliche Gestaltung der Anlaufprozesse in der Wertschöpfungskette zu sein. So bescheinigen die Unternehmensvertreter ihren jeweiligen Zulieferern eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für die Erreichung der Zielgrößen des eigenen Anlaufs. So ist es auch nicht überraschend, dass 71% der befragten Unternehmen die Anlauffähigkeit ihrer Lieferanten als ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Lieferantenauswahl im Vergabeprozess betrachten.
Ausgangspunkt der jüngst im TCW-Verlag veröffentlichten Forschungsergebnisse zum Thema Lieferantenkoordination im Serienanlauf bildet die These, dass bei sinkender Leistungstiefe die Koordination der Anlaufplanung und -kontrolle, der Informationsversorgung und der organisatorischen Einbindung von Lieferanten in das Anlaufmanagement des Abnehmers, für eine erfolgreiche Versorgung des Anlaufprozesses beim Abnehmer optimiert werden muss.
Die Untersuchung bezieht sich auf eine 2005/2006 an der Technischen Universität München durchgeführte schriftliche Befragung von 42 Serienfertigern aus Automobilindustrie, Maschinenbau und Elektronikindustrie. Dabei wird davon ausgegangen, dass unterschiedliche Lieferantentypen eine differenzierte Bearbeitung erfordern. Dazu werden systematisch erarbeitete Einflussgrößen und Gestaltungsfelder zu einem ganzheitlichen Modell verdichtet, welches die Grundlage für eine empirischen Untersuchung von n=119 Lieferantenbeziehungen in der Anlaufphase bildet.
Als Ergebnis werden auf Grundlage der empirischen Erkenntnisse spezifische Handlungsempfehlungen für die Koordination von Planungs- und Kontrollaspekten in der Anlaufphase, für die organisatorische und informatorische Einbindung von Lieferanten in Anlaufprozesse sowie für den Methodeneinsatz formuliert.
Die Ergebnisse sind im TCW-Verlag unter dem Titel „Modellanalyse von Lieferantenbeziehungen in Anlaufprozessen“ erschienen.