[21.03.2002]
Die Auftragslage vieler Unternehmen weist derzeit auf hohe freie Produktionskapazitäten hin. Diese Unternehmen sind häufig bereit, Aufträge auch dann anzunehmen, wenn sie lediglich einen geringfügigen Deckungsbeitrag leisten, aber dauerhaft nur begrenzt zur Deckung der fixen Kosten beitragen. Die erfolgreiche Durchführung der an einer deckungsbeitragsorientierten Kostenkalkulation fordert eine absolute Transparenz und ideale Marktbedingungen. Die Anonymität unter den potenziellen Lieferanten und eine hohe Wettbewerbsintensität werden vorausgesetzt. Diese Voraussetzungen werden durch Online-Auktionen erfüllt.
Im Gegensatz zu traditionellen Shop-Lösungen handelt es sich bei dieser Transaktionsform um organisierte Märkte, die von neutralen Dienstleistern betrieben werden. Angebot und Nachfrage werden auf Basis einer Internet-Plattform zusammengeführt. Der Abnehmer kann sich in Konsequenz durch die Veranstaltung einer Auktion einen eigenen, virtuellen Markt schaffen. Er bestimmt den Zeitpunkt und die Dauer seines Marktes und damit die Möglichkeit, Gebote für die Lieferung eines vorab festgelegten Auftragsvolumens abzugeben. Zu seinem Handelsplatz haben nur die von ihm ausgewählten Teilnehmer Zutritt. Durch die Visualisierung der abgegebenen Gebote für alle Teilnehmer besteht auf dem virtuellen Markt eine ungewöhnlich hohe Markttransparenz über die Preishöhe für die Lieferung eines spezifischen Leistungsumfangs, der im Vorfeld der Auktion vom Abnehmer genau festgelegt für alle Bieter einheitlich und verbindlich geregelt wurde.
Dabei stellt die Vorverlagerung von Einkaufsaktivitäten einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Reduzierung der Einkaufs- und damit Einstandspreise dar. Die im Normalfall über einen längeren Zeitraum verteilten Aktivitäten, wie beispielsweise Lieferantensuche, Markrecherchen, Ausschreibung und genaue Spezifikation der zu liefernden Leistung im Vorfeld einer Auftragsvergabe, werden im Rahmen der Vorbereitung einer Online-Auktion innerhalb eines vordefinierten Zeitfensters strukturiert abgearbeitet.
Die Identifizierung geeigneter Güter setzt zunächst eine Strukturierung des bestehenden Entscheidungsfeldes im Sinne einer Ist-Analyse voraus. Der Einkäufer verschafft sich so einen Überblick über Schwerpunkte und Charakteristika der zu beschaffenden Güter und Leistungen sowie der betroffenen Beschaffungsmärkte. Als Methode zur Strukturierung des Entscheidungsfelds kann auf die Portfolioanalyse zurückgegriffen werden. Diese Vorgehensweise wird im TCW-Report Online-Auktionen erläutert und fasst anhand von mehreren Fallstudien die umfangreichen Erfahrungen des Autors bei der Durchführung von Online-Auktionen in unterschiedlichen Branchen zusammen. Die Fallstudien beschreiben über den Einsatz von Standardauktionen hinaus die Anpassung von Auktionsmodellen an die unternehmensspezifische Ausgangssituation und geben so dem Leser einen Überblick über die Möglichkeiten des Einkaufs, den Unternehmenswert durch den Einsatz von Online-Auktionen maßgeblich zu steigern.
Weiterführende Literatur: