[17.05.2022]
Stagnierende oder sogar schrumpfende Märkte sowie erhöhter Wettbewerbsdruck zwingen Unternehmen unterschiedlicher Branchen dazu, verkürzte Innovationszyklen, höhere Individualisierung und Nutzenoptimierung für Ihre Kunden anzustreben. Die Produktklinik ist ein Konzept aus dem Bereich Cost Engineering, um Produkte und Prozesse einer systematischen Analyse zu unterziehen. Dabei werden eigene und Wettbewerbsprodukte demontiert sowie kosten- und nutzenoptimierte Lösungen erarbeitet. Hervorzuheben ist, dass Produktkosten über den gesamten Produktlebenszyklus im Betrachtungsfokus stehen. Nur das Gesamtoptimum der TCO (Total Cost of Ownership) führt zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen.
Unternehmen unterschiedlicher Branchen sehen sich nicht selten stagnierenden oder sogar schrumpfenden Märkten und erhöhtem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die kontinuierliche Identifizierung und Realisierung von Kostensenkungspotenzialen im gesamten Produkt sind eine Notwendigkeit. Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ist in jeder Phase des Produktlebenszyklus das Benchmarking der Produkte erforderlich. Hierzu setzen Unternehmen weltweit ähnliche Optimierungsansätze ein. Vorteile durch Leistungsunterschiede können sich jedoch nur Unternehmen sichern, die einen schnelleren, kontinuierlichen Lernprozess implementieren und die Umsetzung von Innovationen beschleunigen. Um den notwendigen organisatorischen Lernprozess in Gang zu setzen, schafft die Produktklinik eine Keimzelle, in der verschiedene Funktionsbereiche des Unternehmens zusammengebracht werden. Bei betrachteten Unternehmen konnten z.B. Mitarbeiter aus der Fertigung, dem Engineering, dem Einkauf, der Projektierung und der Installation zusammengeführt werden, um zusammen mit TCW-Mitarbeitern in interdisziplinären Teams Workshops zu den jeweiligen Anlagenkomponenten zur Produktkostenreduzierung durchzuführen. Ein wichtiges Merkmal bildete dabei das gemeinsame Lernen am konkreten physischen Produkt. Die Workshops konnten mit Hilfe eines adaptierten Konzepts auch unter Pandemiebedingungen sicher und zielgerichtet durchgeführt werden.
Während in einem ersten Schritt die Quantifizierung von Leistungsunterschieden mit den Konkurrenzprodukten im Vordergrund steht, wird im zweiten Schritt die Ursachen der Leistungsdefizite des eigenen Produktes identifiziert. Insgesamt konnten über 1000 Optimierungsansätze auf Ideensteckbriefen vermerkt werden. Neben der Wertanalyse wurde zudem das Benchmarking in den Workshops intensiv eingesetzt. So konnten in diesem Zusammenhang neben der Untersuchung der eigentlichen Wettbewerbsprodukte des Anlagenbauers die Organisationsstruktur, die Produktionsstrategien und die Installationsabläufe am Wettbewerb gemessen werden. Insbesondere das auf einen effizienten Betrieb und Installationsprozess ausgerichtete erneuerte Anlagen- und Maschinenkonzept stellt einen großen Potenzialhebel dar. Erfolgreich zeigt sich auch der Transfer erprobter Denkweisen und Konzepte aus anderen Branchen.
Durch den Methodeneinsatz im Rahmen der Produktklinik werden externes und internes Wissen systematisch zusammengeführt. Die Verbindung der systematischen Wettbewerbsanalyse mit der konsequenten Kundenorientierung führt zur Ideengenerierung und -umsetzung. Für diesen kundenspezifischen Anwendungsfall der Produktklinik wurde der Betrachtungsraum auf den gesamten Produktlebenszyklus geweitet, um ein unter TCO Gesichtspunkten gesamtoptimales Konzept zu erwirken. Die Workshops bildeten einen Lernort im Unternehmen, der als Keimzelle neuer Produkte, Abläufe und Strukturen fungierte. Letztendlich konnten Kosteneinsparungspotenziale in Höhe von 15% realisiert und die Durchlaufzeiten in den Wertschöpfungsketten um 11% reduziert werden.
Insgesamt wurde ein Potenzial zur Reduzierung der Herstellkosten von über 15% erarbeitet, was die Marge des untersuchten Produktes erheblich verbesserte. Auch das Ziel, radikale Innovationen zu fördern, wurde erreicht. Beispielsweise wurden neueste Entwicklungen aus dem Bereich der Materialtechnik sowie der Fertigungstechnik bei der Konzepterarbeitung berücksichtigt. Im Rahmen des Projekts kam eine unternehmensindividuell angepasste Verknüpfung der TCW-Methodenbausteine zur Anwendung, die eine systematische Abarbeitung aller Handlungsfelder, sowohl aus Material- als auch aus Prozesskostenperspektive ermöglichte. Mit Hilfe der Produktklinik lassen sich in unterschiedlichen Phasen des Produktlebenszyklus erhebliche Reduzierungen der Herstell- und Betriebskosten erzielen. Gleichzeitig können Leistungssteigerungen und Nutzenoptimierungen erreicht sowie die Anzahl der Bauteile reduziert werden.
Video: TCW Produktklinik: Wie lassen sich die Produktkosten um 20% senken?