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Projektmanagement entscheidend bei Entwicklungspartnerschaften

[01.07.2003]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Die Abängigkeit zwischen Automobilherstellern und Lieferanten wird immer größer. Das erfordert neue Formen in der Zusammenarbeit. Während sich die Automobilkonzerne (OEM) zunehmend zu reinen Marken-Managern wandeln, wandern Wertschöpfung und Innovation im Automobilbau immer stärker an die Zulieferindustrie ab. „Die Wertschöpfung der gesamten Linie in der Automobilindustrie wird von heute etwa 60 % auf der Ebene der Teile-Hersteller in Richtung 70-80 % in den nächsten sieben bis acht Jahren gehen," sagte Georg Kreiner, Vorstand des Vereins Freier Ersatzteilemarkt (VREI) und früherer Geschäftsführer bei Fichtel & Sachs. Entwicklungspartnerschaften zwischen Abnehmer und Zulieferer sind die Konsequenz. Dies erfordert zukünftig ein strukturiertes und multilaterales Projektmanagement seitens des Fahrzeugherstellers.

Das Projektmanagement ist die Verbindung von OEM und Tier-1 Supplier in der Durchführung von Entwicklungspartnerschaften. Dies umfaßt die Gesamtheit von Führungsaufgaben, -organisation, -techniken und -mitteln für die Abwicklung eines Entwicklungsprojektes. Die Entwicklungs­ingenieure von gestern seitens der OEM sind heute die Projektmanager zur Umsetzung neuer Automobilkonzepte. Kommunikation, Dokumentation, Integration, Änderungsmanagement, Kosten­management und Terminierung sind nur einige der Disziplinen, die dem Projektteam nach konkreten Zielvorgaben abverlangt werden.

Defizite ergeben sich aus den zu verbindenden Schnittstellen, Medienbrüchen sowie aus sequentiellen Abläufen mit vielen Wiederholschleifen. An dieser Stelle ist eine proaktive Kommunikation und Information von großer Bedeutung für den von Qualität, Kosten und Zeit abhängigen Projekterfolg. Aus diesem Grund bestehen die cross-funktionalen Gruppen in der Regel aus interdisziplinären Wissensträgern, welche durch die angloamerikanische Sprachausrichtung in der Automobilindustrie, international zusammengesetzt sind. Die Gestaltungsfelder des Projekt­managements liegen in der Projektorganisation, -planung, -abwicklung sowie des Projekt­controllings. Eine häufig angewendete Vorgehensweise in der Organisationsgestaltung des Projektmanagements ist das sogenannte Co-Location Engineering, eine temporär örtliche Einbindung der Zuliefermitarbeiter in die Unternehmensstruktur des OEM. Die Entwicklungs­ingenieure werden vor Ort beim Kunden eingesetzt, um eine direkte und medienunabhängige Kommunikation zu ermöglichen. Wie die reine Projektorganisation auf Seiten der Fahrzeughersteller zu einer notwendigen Reorganisation führt, verdeutlicht folgendes Fallbeispiel.

Fallbeispiel:

Während des Produktentstehungsprozesses kommt es zu einer engen Kooperation zwischen Hersteller und seinen Zulieferern beziehungsweise Entwicklungspartnern. Im Fallbeispiel wurde vom OEM zunehmend die Produktions- und Entwicklungskompetenzen auf die System- und Modul­hersteller übertragen. Die Mitarbeiter des Fahrzeugherstellers mussten sich deshalb verstärkt auf das Projektmanagement und die Erreichung einer Beurteilungskompetenz von Technologie und Produktionsverfahren konzentrieren. Im Zentrum der projektorientierten Organisationsentwicklung stand die notwendige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den spezialisierten Wissensträgern der Zulieferindustrie. Um diese Partnerschaft zu unterstützen wurden entsprechende Co-Location-Engineering Arbeitsplätze für die Ingenieure des Zulieferanten beim OEM eingerichtet. Des Weiteren wurde eine Mitarbeiterqualifizierung im Bereich Projektmanagementmethoden zielführend durchge­führt. Organisatorisch konnten interdisziplinäre Projektgruppen zur Betreuung einzelner System- und Modulbaugruppen gebildet werden. Die dadurch entstandene Projekt­management­kultur im OEM-Unternehmen führte zu einer erheblichen Reduzierung der Entwicklungs­zeiten, welche dem Hersteller einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil mittels schnellerer Time-to-Market neuer Modelle einbrachte.

Ein weiteres Betätigungsfeld des Projektteams liegt im Änderungsmanagement während der Entwicklungsphase. Änderungen in der Konstruktion eines Bauteils verursachen Kosten. Je näher sie zeitlich am Produktionsstart liegen, desto stärker fallen die Änderungen ins Gewicht und desto höher steigen die entstehenden Änderungskosten. Ein effizientes Projektmanagement beinhaltet ein koordiniertes Änderungsmanagement. Von externen wie auch internen Änderungsursachen werden durch Abgleich von Änderungspotenzial und -nutzen die Prozesse zur Umgestaltung des aktuellen Design initiiert. Ein system-abgebildetes und workflow-basierendes Änderungsmanagement führt zu einer standardisierten Vorgehensweise mit hohem Kommunikations- und Informationsgehalt unter den Beteiligten.

Im Forschungsprojekt Entwicklungs­partnerschaften mit Kunden und Lieferanten zur Wett­bewerbs­steigerung in der Automobil- und Zulieferindustrie wurde die Studie "Entwicklungstrends: Studie zu Entwicklungstrends in der Automobil- und Zulieferindustrie" zu Erfahrungen, Methoden und Erfolgsmuster von Entwicklungspartnerschaften zwischen OEM und seinen Zulieferern erstellt.

Weiterführende Literatur

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