[08.12.2016]
Beim betrachteten Unternehmen handelt es sich um ein weltweit agierendes Unternehmen in der Prozessindustrie. In der kapitalintensiven Industrie ist die Instandhaltung ein wesentlicher Kostentreiber. In Zeiten der Vollauslastung ist die Anlagenverfügbarkeit der entscheidende Erfolgsfaktor. Bei rückläufigen Absatzzahlen rückt die Instandhaltungskostenoptimierung zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund. Dabei gilt es Mitarbeiter effizient und effektiv einzusetzen. Ein Stellhebel zur Verbesserung der Produktivität in der Instandhaltung ist die optimale Abstimmung von Stelleninhalten und den Qualifikationsprofilen der Mitarbeiter. Unter der Maxime der Produktionsanlagenverfügbarkeit, wurde die Produktion in allen Werken auch in der Nachtschicht durch ein Instandhaltungsteam bestehend aus mindestens einem Schlosser und mehreren Elektrikern ergänzt. Das TCW führte im Rahmen eines Projektes zur Instandhaltungskostenoptimierung unter anderem eine Revision der historisch gewachsenen Schichtbelegung durch.
Auf Basis von TCW Erfahrungen in vergleichbaren Projekten, unternehmensinterner Best-Practice Lösungen auf Werksebene sowie der strukturierten Einbeziehung von Instandhaltungsmitarbeitern und Werkleitern wurden im Rahmen eines Projektes zur Optimierung der Instandhaltungskosten die Reduktion von Nachtschichtarbeit als Handlungsfeld identifiziert. Die Zahl der Mitarbeiter sollte dabei, um bestehende Kompetenzen im Unternehmen zu binden, nicht reduziert werden. Als weitere Rahmenbedingung galt es die Anlagenverfügbarkeit weitestgehend konstant zu halten. Grundsätzlich wurde der Ansatz verfolgt Instandhaltungsmitarbeiter der Nachtschicht in eine der Tagschichten zu verlegen um die Mitarbeiterproduktivität zu steigern. Erfahrungs- und Vergleichswerte beim Kunden ließen auf ein Potenzial zur Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter zwischen 30 und 40 Prozent schließen.
Zunächst wurde gemeinsam mit Werkleitern und Instandhaltungsmitarbeitern die Ausgangsituation analysiert. Durch die detaillierte Aufnahme der Instandhaltungsaufgaben auf der Ebene einzelner Tätigkeiten und durch die Auswertung von Anlagenstillständen und Notfallreparaturen der letzten Jahre konnte im nächsten Schritt ein Anforderungsprofil für die Nachtschichtbelegung ausgearbeitet werden. Aufgabeninhalte wie Wiederinstandsetzungsarbeiten an ausgebauten Ersatzteilen, sowie alle planbaren Instandhaltungstätigkeiten konnten direkt in die Tagschichten verlegt werden.
Außerdem wurden Tätigkeiten identifiziert die im Falle personeller Engpässe in der Nachtschicht zukünftig bis zu Beginn der Frühschicht aufgeschoben werden können. Durch die Erweiterung der präventiven Instandhaltung in einzelnen Anlagebereichen konnte der Instandhaltungsaufwand in der Nachtschicht zusätzlich erheblich reduziert werden. Durch den Einsatz von Wartungsplänen und terminlichen Erinnerungen gilt es unerwartet auftretende Instandsetzungsarbeiteten zu vermeiden. Zur Sicherstellung der Abdeckung aller Schlüsselkompetenzen wurden schließlich sowohl für die Mitarbeiter der Instandhaltung als auch für die Anlagenbediener Qualifikationsmatrizen erstellt. Diese dienten im Folgenden dem Abgleich mit den erstellten Anforderungsprofilen sowie der Identifikation von Leistungslücken und Schulungsbedarfen. In jedem der analysierten Werke wurden verschiedene Optimierungsszenarien geprüft. Schlossertätigkeiten die bisher in der Nacht durchgeführt wurden ließen sich größtenteils direkt in die Tagschichten verlegen.
Einzelne Maßnahmen zur akuten Prävention von Anlagenstillständen konnten durch Einweisungen in den Aufgabenbereich von Anlagenbedienern oder Elektrikern übertragen werden. Gleiches galt für die zur Minimierung der Anlagenstillstandszeiten erforderlichen Vorbereitungsarbeiten von Reparaturen. Im Bereich Elektrik stellte sich heraus das allein aus sicherheitsrechtlichen Gründen die Anwesenheit mindestens einer Fachkraft auch in der Nachtschicht unumgänglich ist. Die Position des Nachtschichtelektrikers bot sich allerdings, auch aufgrund des verhältnismäßig geringen Schulungs- und Einweisungsaufwandes, ideal für eine Zusammenlegung mit der Position des Schichtführers der Nachtschicht an. Zusätzlich zu den Maßnahmen wurde ein Bereitschaftsplan ausgearbeitet der ausschließlich in Zeiten der Vollauslastung der Anlagen zum Tragen kommt und dann die maximale Anlagenverfügbarkeit gewährleistet. Aufwand und Nutzen der Einzelmaßnahmen wurden in Business Cases abgewogen.
Für die beschlossenen Maßnahmen wurden detaillierte Schulungspläne ausgearbeitet und terminiert.
Durch die Verlegung der Mitarbeiter aus der Nachtschicht fielen die dort anfallenden Zulagen weg. Diese machten beim betreffenden Unternehmen 4% der gesamten Lohnkosten in der Instandhaltung aus. Durch den Abbau von Überstunden in der Instandhaltung konnten die Produktivitätsgewinne der verlegten Instandhalter direkt in Kosteneinsparungen umgesetzt werden. Ein weiterer Hebel war der Abbau von externem Dienstleistern. Insgesamt ließen sich durch eine Optimierte Nachtschichtbelegung und die konsequente Realisierung des Potenzials zur Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter Einsparungen von rund 5% der Lohnkosten in der Instandhaltung realisieren.