Die Entscheidung für einen neuen Standort ist für die Unternehmen von strategischer Bedeutung. Deshalb ist eine systematische Vorgehensweise zur Planung von Green Field aber auch von Brown Field Standorten erforderlich.
Für die Sicherung und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit müssen Unternehmen ihre Kostenstrukturen optimieren. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Globalisierung notwendig. Der fortschreitende Abbau von Handelshemmnissen ermöglicht es nicht nur den Global Playern, unter den Unternehmen die sich bietenden Chancen zu ihrem Vorteil zu nutzen und ihre eigene Wettbewerbsposition nachhaltig zu verbessern. Verstärkt nutzen auch kleine und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit, ihre Wertschöpfungsstruktur global zu gestalten. Dabei sind Global Sourcing aber auch Standortverlagerungen geeignete Maßnahmen. Der Aufbau neuer Standorte bietet neben der Reduzierung von Herstellkosten bestehender Produkte für bestehende Märkte auch neue Chancen auf noch unerschlossenen und wachsenden Märkten in der ganzen Welt.
Der Prozess der Standortentscheidung stellt dabei in jedem Unternehmen eine wichtige strategische Aufgabe dar, die über zukünftige Kostenstrukturen, Marktzugänge, die internationale Präsenz des Unternehmens, Fortbestand oder Verlagerung vieler Arbeitsplätze, also in Summe über die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens entscheidet. Angesichts einer erschreckend hohen Quote an gescheiterten Standortkonzepten ist die professionelle, systematische Bearbeitung dieser Aufgabe mit hoher Tragweite unerlässlich. Das TCW hat hierzu eine systematische Vorgehensweise zur Standortplanung entwickelt und wiederholt erfolgreich angewendet..
Das Konzept der Standortplanung folgt der schlüssigen Ableitung des Standortplanungsvorgangs von der Standortstrategie. Vier zentrale Prüffragen führen zu einer zielgerichteten Entwicklung der Standortstrategie.
Ausgehend von einer Ist-Analyse der Standorte wird eine passende Internationalisierungsstrategie erarbeitet. Mit Hilfe einer tool-gestützten Szenariorechnung werden anschließend mögliche Standortszenarien generiert und sowohl quantitativ als auch qualitativ bewertet. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird die neue Wertschöpfungsstruktur geplant und umgesetzt sowie mittels eines kontinuierlichen Controllings auf ihre Zielerreichung hin überwacht.
Zuerst erfolgt eine individuelle Positionsbestimmung des Betrachtungsgegenstands anhand einer umfassenden Auditierung des eigenen Standortes, einem Vergleich mit internen und externen Benchmarks sowie einer rückblickenden Betrachtung bereits durchgeführter Maßnahmen. Wird hierbei ein Veränderungsbedarf erkannt, werden im Folgenden die zu verlagernden Wertschöpfungsstufen ausgewählt und entsprechende strategische Optionen geplant. Eine Analyse der externen sowie internen Wettbewerbssituation bildet anschließend die Basis für die Bildung möglicher Standortszenarien.
Unter Verwendung eines standardisierten Berechnungsmodells werden die einzelnen Lösungsalternativen anhand einer dynamischen Investitionsrechnung quantitativ bewertet und mit qualitativen Bewertungsmethoden wie Argumentenbilanzen oder Scoring-Modellen ergänzt. Es werden Sensitivitätsanalysen unter Berücksichtigung von Synergieeffekten durchgeführt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird schließlich ein geeignetes Szenario ausgewählt. Für dieses wird im nächsten Schritt ein Soll-Konzept erarbeitet, in das weitere Standorte einbezogen werden können. Die Methodik des Wertstromdesigns ermöglicht hierbei eine übergreifende Beurteilung und Gestaltung des gesamten Standortnetzwerks. Zur Implementierung des Soll-Konzepts wird ein Umsetzungsplan erarbeitet, der die notwendigen Verlagerungs- oder Optimierungsmaßnahmen enthält. Während und nach der Implementierung werden die durchgeführten Maßnahmen mittels eines umfassenden Controllings auf Basis des Balanced Scorecard Konzepts kontinuierlich überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Das Vorgehensmodell zur Standortplanung basiert auf einer veröffentlichten, empirischen Untersuchung unter 100 Unternehmen und mehreren hundert Industrieexperten. Gegenstand dieser Untersuchung war eine detaillierte Analyse der gegenwärtigen Trends in der Standortgestaltung von Unternehmen sowie der Gründe und Wirkungen für die getroffenen Entscheidungen.
Zur Unterstützung der Unternehmen bei der Ausgestaltung ihrer Standortplanung entwickelte das TCW zwei Software-Tools.
Mit Hilfe des Standortaudit-Tools „W²-ert-D“ können Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit am eigenen Standort einschätzen und sich mit Best-Practice-Unternehmen vergleichen. Im Rahmen einer fragengestützten Analyse schätzen die Unternehmen zunächst ihre eigene Position in Bezug auf bisher durchgeführte Verlagerungen sowie die einzelnen Funktionsbereiche des Unternehmens online ein. Zusätzlich fließen die empirischen Ergebnisse aus der Studie „W²-ert-D“ sowie die der Best-Practice-Fallstudien mit in die Analyse ein. Basierend auf dem ermittelten Standortprofil und den auf Basis des Benchmarkings mit anderen Unternehmen identifizierten Mängeln, werden die gegenwärtigen Schwachstellen des eigenen Standortes aufgezeigt sowie Handlungsempfehlungen für die Entwicklung des Standortes abgeleitet. Durch eine Zuordnung der Unternehmen zu vier in der Studie ermittelten Unternehmenstypen werden für den Einzelfall individuelle Gestaltungsempfehlungen vorgeschlagen.
Das Standortplanungs-Tool bietet die Möglichkeit, die Prozesse bei der Standortentscheidung rechnerbasiert zu unterstützen. Mittels einer Szenarioplanung können dabei unterschiedliche Szenarien erstellt werden. Neben der Entscheidung über die Struktur der Verlagerung wird dabei sowohl die Zielregion als auch das für die Verlagerung in Betracht zu ziehende Produktspektrum miteinbezogen. Aufbauend auf einer kennzahlenbasierten Bewertung der bisherigen Standorte können die verschiedenen Szenarien durch relevante Parameter näher charakterisiert werden. Dabei werden sowohl die Einmalkosten einer Verlagerung als auch mögliche zukünftige Zahlungsströme einbezogen. Die Bewertung der verschiedenen Szenarien erfolgt anschließend anhand einer dynamischen Investitionsrechnung.
Die TCW-Methoden der Standortplanung leisten sichere Unterstützung für den Entscheidungsprozess bei der strategischen und operativen Standortplanung. Durchgeführte Projekte und andere empirische Untersuchungen zeigen, dass ein fundierter, systematischer Ansatz zu einer größeren Transparenz im Prozess führt und die Erfolgsaussichten eines Standortvorhabens deutlich verbessert. Durch die methodische Unterstützung der Standortplanung wird sicher gestellt, dass nach der Umsetzung der getroffenen Entscheidungen auch die gewünschten Effekte wie eine Reduzierung der Produktionskosten, eine Erhöhung des Marktanteils sowie eine Reduzierung von Entwicklungszeiten eintreten.