E- und M- Logistik bezeichnet elektronische und mobile Technologien zur Steigerung der Performance von Logistik-Systemen.
Die Konzentration auf Kernkompetenzen führt zu einer Zunahme der Arbeitsteilung und einer erhöhten Komplexität in der Wertschöpfungskette. Durch den Einsatz webbasierter und mobiler Technologien in der Logistik können die Komplexität besser beherrscht und erhebliche Potenziale realisiert werden. Unternehmen, denen es gelingt, schnell und flexibel ihre Logistikkosten und ihre Leistungsbereitschaft entsprechend den Marktanforderungen auszurichten, erlangen eine überlegene Wettbewerbsposition. Studien belegen, dass der Unternehmenserfolg bis zu 40% von der Logistikperformance abhängt. Unternehmensspezifisch gilt es, geeignete Konzepte auszuwählen und in Kombination einzusetzen. Der rasche Technologiefortschritt führt zudem dazu, dass der Einsatz neuer Technologien auch in KMU wirtschaftlich möglich ist.
Das Ziel von E- und M-Logistik ist die Optimierung von Logistikprozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch die Nutzung von E-Technologien.
Der Fokus im Bereich der Beschaffungslogistik liegt in der effizienten
Anbindung der Zulieferer an die Abnehmer, weshalb durch den Einsatz von
E-Technologien vor allem Transaktionen im Bereich der
Auftragsabwicklung und Disposition unterstützt werden. Die
Sicherstellung der Materialversorgung hinsichtlich Zeit und Menge
spielt in der Produktionslogistik eine große Rolle. Neben der Förderung
produktions- und verbrauchssynchroner Anlieferkonzepte dient der
Einsatz von E-Technologien in diesem Bereich jedoch vor allem auch der
Konfiguration, Planung und Steuerung der Produktion. Im Rahmen der
Distributionslogistik steht in der Regel die Erhöhung des Servicegrades
im Vordergrund. Konzepte der E- und M-Logistik werden daher vorrangig
zur Unterstützung der Bestellabwicklung und Sendungsverfolgung
eingesetzt. Im Rahmen der Entsorgungslogistik steht die
kreislauforientierte Vernetzung aller Teilnehmer der
Wertschöpfungskette, vom Hersteller bis zum Endkunden und Recycler im
Vordergrund. Zu unterstützen sind hier die Prozesse der Redistribution,
der Aufbereitung, des Wiedereinsatzes zurückgewonnener Materialien
sowie der Vorgang der Entsorgung.
Entsprechend den gestellten
Anforderungen sind daher unternehmensspezifisch geeignete Konzepte
auszuwählen. Neben wertschöpfungskettenübergreifenden Supply Chain Management Tools und Supply Chain Controlling-Instrumenten
existieren Konzepte, die spezielle Phasen im Wertschöpfungsprozess
unterstützen. Auf nahezu jeder Stufe der Wertschöpfungskette
einsetzbar, ist beispielsweise E-KANBAN.
E-Technologien ersetzen bei diesem Anlieferkonzept den manuellen
Austausch von Bedarfsmengenanforderungen. Der Lieferant erhält über den
Zugriff auf das IT-System des Abnehmers, per E-Mail oder über eine
Internet-Anwendung Informationen über aktuelle Bestandsdaten des
Abnehmers. Pick-by-Voice gibt dem Lagermitarbeiter per Mobilfunk
Anweisungen, welche Artikel aus welchen Regalplätzen für einen
bestimmten Auftrag zu entnehmen und zu kommissionieren sind.
Internetanwendungen wie Demand Catalogue, Online-Katalog/ Konfigurator
und Online-Auktion beschleunigen die Bestellabwicklung um ein
Vielfaches. Web-Portale, Transport- und Frachtbörsen sowie
Sendungsverfolgungssysteme erweitern die Informationsbasis und
beschleunigen die Informationssuche und -gewinnung. Neben dem passiven
Abruf von Informationen ist zudem in der Regel bei diesen Konzepten
auch eine Kommunikation über Internet möglich. Die Anwendung der
Konzepte erfordert den Einsatz spezieller Technologien. Neuere
Anwendungen nutzen neben Barcodesystemen RFID (Radio Frequency
Identification), bei dem die Daten einer Versandeinheit über einen
Transponder automatisch und ohne direkte Berührung abgerufen werden
können. Bearbeitungszeiten und Fehlerquoten werden hierdurch extrem
reduziert.
Erst die Kombination sowie die
Abstimmung verschiedener Konzepte ermöglicht eine durchgängige
Optimierung der Logistikprozesse entlang der gesamten
Wertschöpfungskette sowie das Ausschöpfen sämtlicher Potenziale.
Für die Auswahl und den Einsatz unternehmensspezifisch geeigneter Konzepte der E- und M-Logistik empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen.
In
einem ersten Schritt sind die bestehenden Logistikprozesse des
Unternehmens zu analysieren und zu bewerten. Auf Basis eines
Logistik-Kompetenz-Portfolios sind Schwachstellen in den
Logistikprozessen zu identifizieren. Hierzu sind die logistischen
Kernprozesse hinsichtlich interner Kennzahlen wie
Lagerumschlagshäufigkeit, Verfügbarkeit, Termintreue sowie externer
Logistikleistungen wie Lieferzeit und Lieferzuverlässigkeit zu
beurteilen. Ein Vergleich dieser Kennzahlen mit den Daten von
Best-Practice-Unternehmen im Rahmen eines Benchmarking ermöglicht,
Ansatzpunkte für Verbesserungen zu identifizieren. Neben dem
Logistik-Kompetenz-Portfolio ist ein E-Technologie-Portfolio zu
erstellen. Für jedes in Frage kommende E- und M-Logistik-Konzept ist
der jeweilige Aufwand und Nutzen zu bewerten. Berücksichtigt werden
dabei die IT-Organisation, die Prozessunterstützung durch
Informationstechnologien sowie die strategische Ausrichtung der
Unternehmens-IT.
Im zweiten Schritt wird ein Soll-Konzept
erstellt. Das Logistikkompetenzportfolio und das
E-Technologie-Portfolio werden zu einem Gesamtportfolio zusammengeführt.
Auf diese Weise lassen sich Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung
und Priorisierungen von Soll-Konzepten ableiten. Abhängig vom Grad der
Logistik-Kompetenz und der Einsatzmöglichkeit von E-Technologien erhöht
der Einsatz von E-Technologien die Logistikleistungen, stärkt die
Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und führt bestenfalls sogar zu
einer Differenzierung vom Wettbewerb.
Im dritten Schritt erfolgt
die Auswahl eines Konzeptes für eine pilothafte Umsetzung auf Basis der
Handlungsempfehlungen. Der Pilot dient dazu, dass sich die Mitarbeiter
die Vorgehensweise zur Umsetzung aneignen und Erfahrungen mit der
Nutzung des ausgewählten E- und M-Logistik-Konzeptes sammeln. Neben
Maßnahmen zur Realisierung sind Verantwortliche und ein Zeitplan zu
definieren. Das Controlling überprüft die Einhaltung des festgelegten
Zeitplans und die Wirkungsweise des umgesetzten Konzeptes.
Schwachpunkte sind auf diese Weise wirkungsvoll zu beseitigen.
Im
vierten Schritt erfolgt die Ausweitung des Einsatzes geeigneter
Konzepte der E- und M-Logistik. Das Controlling stellt die vorgesehene
Wirkungsweise und die Überprüfung des erzielten Potenzials sicher.
Der Einsatz von Konzepten der E- und M-Logistik ermöglicht den Abbau von Informationsasymmetrien, führt zu einer Neugestaltung herkömmlicher Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen, optimiert die bestehenden Logistikketten durch die Erweiterung hin zu wandelbaren, flexiblen Logistiknetzwerken im Sinne eines Supply-Chain-Managements. Logistikkosten werden durch die Berücksichtigung aller zur Entscheidungsfindung relevanten Informationen auf jeder Distributionsstufe reduziert. Logistikleistungen werden im Sinne eines vom Kunden wahrnehmbaren Nutzens drastisch erhöht. Der Einsatz der Konzepte trägt somit durch niedrige Bestände, kurze Durchlaufzeiten, angemessene Logistikkosten sowie einen hohen Lieferservice zur Wertsteigerung des Unternehmens bei.