[16.03.2021]
In vielen Unternehmen wird die Notwendigkeit von Produktkostensenkungen erst erkannt, wenn sich die Geschäftslage verschlechtert. Dieser Umstand mündet nicht selten in Aktionismus. Spätestens bei der Umsetzung jedoch führt die mangelhafte Qualität und Planung der Maßnahmen zum Scheitern. Hier unterstützt TCW mit der Produktklinik und durch die flexible Aufgabenkoordination in agilen Teams. Eine Beschleunigung der Cost-Out Maßnahmen ist die Folge.
Im Fallbeispiel hat sich der Absatz eines Unternehmens aus der Fahrzeugindustrie binnen eines Jahrzehnts aufgrund des wachsenden Wettbewerbsdrucks und einer Entfremdung vom Kunden durch wenig fokussierte Technologieinnovationen halbiert. Ein umfassendes Kostensenkungsprogramm in den volumenstärksten Produktfamilien soll die Wettbewerbsfähigkeit sowie das Vertrauen der Investoren stabilisieren. Die größten Herausforderungen hierbei sind, potenzielles Over-Engineering zu erkennen, den Wert und die Notwendigkeit bestimmter Features zu quantifizieren sowie alternative, günstigere technische Lösungen zu identifizieren. Das Ziel ist eine schnelle Kostenreduzierung zur Verbesserung des Betriebsergebnisses. Allerdings zeigt sich, dass die Mitarbeiter vor Ort nicht in der Lage sind, mit den verfügbaren Methoden die notwendigen Einsparungen zu erzielen. Auch die langsame Umsetzungsgeschwindigkeit der identifizierten Maßnahmen ist ein Problem. Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit endet vermehrt in Diskussionen über Zuständigkeiten und Prozesse und der hohe Druck durch die Zielvorgaben vergrößert die Gräben zwischen den Funktionsbereichen. Somit werden Engpässe in der Implementierung nicht behoben, sondern durch gegenseitige Schuldzuweisungen und permanente Eskalation sogar verstärkt.
Zur Lösung des Problems wird eine durch TCW geleitete Produktklinik durchgeführt. Durch das Projekt sollen ausreichend viele Maßnahmen zur Produktkostensenkung identifiziert werden, um das Ziel erreichen zu können. Mittels der Demontage von Wettbewerbsprodukten sowie dem Funktionskostenvergleich werden Ideen für die Kostensenkung gesammelt. Durch die frühe Einbindung aller relevanten Funktionsbereiche in die Workshops werden das kollektive Wissenspotenzial genutzt und spätere Reibungsverluste vermieden. Nach der Detaillierung und Bewertung der Ideen in Konzeptworkshops werden durchschnittlich 30% der Ideen zur Umsetzung verabschiedet und unter Berücksichtigung der technischen Abhängigkeiten Zeitpläne zur Implementierung entworfen.
Die Detaillierung der Zeitpläne erfolgt in Abwägung von Aufwand und Nutzen sowie der Kapazität der verfügbaren Ressourcen. Wie in Abbildung 1 dargestellt, steht der schnellen Implementierung von Maßnahmen in Form von Quick Wins das höhere Potenzial einer Neuentwicklung kostengünstiger Produkte gegenüber. Da aufgrund der Ausgangssituation des Unternehmens sowohl hohe Einsparungen als auch eine schnelle Erfolgswirksamkeit notwendig sind, wird entschieden, beide Ansätze parallel weiterzuverfolgen.
Aufgrund der vorangegangenen Erfahrungen bei der Umsetzung werden im Rahmen des Projekts die bestehenden Funktionsstrukturen aufgebrochen. Stattdessen wird eine temporäre und zweckgebundene, agile Organisation installiert. Wesentliches Merkmal ist die Stärkung der Selbstorganisation, die aktive Mitarbeit aller Beteiligten am gemeinsamen Ziel sowie die flexible Nutzung der verfügbaren Arbeitsmethoden. Nachfolgende Erfolgsfaktoren haben sich in dem Projekt bewährt:
Die agile Organisation ist in der Lage, die Maßnahmen zu priorisieren, komplexe Maßnahmen im Team zu lösen sowie das Ergebnis zum Zweck der Produktneuentwicklung zu dokumentieren
Es hat sich in dem Fallbeispiel gezeigt, dass durch den Einsatz der agilen Organisation die Implementierungsdauer der Maßnahmen im Vergleich zur Situation vor der Produktklinik um 30 bis 50 Prozent reduziert wird. Im Durchschnitt ist in dem Fallbeispiel ein Monat gewonnen worden, siehe Abbildung 2. Dies hat dazu geführt, dass die Wirkung auf das Betriebsergebnis gegenüber der ersten Planungsprognose um ca. 8 Prozent höher ausgefallen ist.
Geschäftsmodellinnovationen erfordern, eingefahrene Strukturen und Prozesse kritisch zu hinterfragen. Dabei hilft eine externe Sichtweise, um Methodenwissen anzureichern und den erforderlichen, organisatorischen Transformationsprozess zu beschleunigen. Die beschriebenen Erfolgsbausteine sind nicht auf bestimmte Branchen und Industrien beschränkt, sondern einfach übertragbar. Allerdings müssen diese Erfolgsbausteine in den jeweiligen Unternehmen konkret auf die vorherrschende Situation adaptiert und mit Leben gefüllt werden.