[24.10.2013]
Im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatten in Industrie und Politik nimmt der Druck seitens des Wettbewerbs und Markts sowie durch zunehmende Regularien seitens der Gesetzgebung auf produzierende Unternehmen, einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten, weiter zu. Mit einem Anteil von knapp 22 Prozent zählt der Industriesektor zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Ein zielorientiertes Klima- und Umweltmanagement der Unternehmen gewinnt damit an neuer Bedeutung. Zwar haben bereits einige Großunternehmen begonnen, den CO2-Footprint ihres Unternehmens (Corporate Carbon Footprint) oder ihrer Produkte (Product Carbon Footprint) zu bestimmen und zu kommunizieren, jedoch ist dies eher die Ausnahme als die Regel. Produzierende Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, sind sich Ihrer Verantwortung zwar bewusst, beschäftigen sich jedoch aus Zeit- und Ressourcenmangel häufig nicht umfänglich mit der Thematik. Kosteneinsparpotenziale durch Reduzierung der CO2-Emissionen bleiben deshalb ungenutzt.
Der CO2-Footprint ist eine Treibhausgasbilanz, zu der alle direkten oder indirekten Treibhausgasemissionen, die mit der Unternehmenstätigkeit, einem Produkt oder einer Dienstleistung in Zusammenhang stehen, in Form von CO2-Equivalenten gerechnet werden (vgl. Abbildung 1). Der Corporate CO2-Footprint umfasst alle Emissionen, die von einem Unternehmen während eines definierten Betrachtungszeitraums, meist einem Jahr, verursacht werden. Nach Empfehlung der Green House Gas Initiative sind bei der Ermittlung der CO2-Emissionen drei Bereiche (Scope 1 bis 3) zu berücksichtigen.
Scope 1 Emissionen umfassen hierbei alle Emissionen, die dem Unternehmen direkt zugerechnet werden können. Beispiele hierfür sind Emissionen von Heizöfen, Emissionen durch Kraftstoffverbrennung oder Emissionen der eigenen Fahrzeugflotte. Im Scope 2 werden zusätzlich die Emissionen erfasst, die durch die Bereitstellung zugekaufter Energieträger (Strom, Dampf, Wasser) entstehen. Zum Scope 3 werden alle indirekten Emissionen gezählt, die zwar durch die eigene Wertschöpfung entstehen, aber extern anfallen. Beispiel hierfür sind Geschäftsreisen oder Logistikaktivitäten.
Es lassen sich drei wesentliche Treiber identifizieren, die den Druck auf Unternehmen erhöhen, ihren CO2-Footprint zu bestimmen.
Treiber 1: Kostendruck
Durch den anhaltenden Kostendruck sind Unternehmen gezwungen, neue Möglichkeiten zur Kostenreduzierung zu finden. Die Reduzierung von CO2-Emissionen stellt hierbei einen vielfach noch ungenutzten Hebel zur Reduzierung von Kosten dar. Denn CO2-Emissionen korrelieren mit dem Verbrauch von Energie und Rohstoffen. Über eine CO2-Effizienzsteigerung können nicht nur CO2-Emissionen reduziert, sondern auch Kosten im Produktionsprozess minimiert werden.
Treiber 2: Gesetzgebung
Unternehmen aus der Energiewirtschaft und energieintensiven Industrien wie der Chemie- oder Metallindustrie sind seit 2004 nach dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz verpflichtet, Emissionszertifikate für ihre CO2-Emissionen zu halten oder zu erwerben. Seit 2012 ist auch der Luftverkehr von diesem Gesetz betroffen. Für Unternehmen außerhalb dieses Anwendungsbereichs besteht zurzeit noch keine rechtliche Pflicht zur Erfassung der verursachten Treibhausgase. Jedoch ist davon auszugehen, dass zukünftig auch Unternehmen aus anderen Industrien mit der Erfassung ihrer CO2-Emissionen per gesetzlicher Vorschrift verpflichtet werden, um ihren ökologischen Fußabdruck bestimmen zu können.
Treiber 3: Marketing
Mit der Veröffentlichung von CO2-Footprint Kennzahlen können sich Unternehmen gegenüber umweltorientierten Kunden, Investoren und anderen Anspruchsgruppen objektiv-vergleichbar als „grünes Unternehmen“ positionieren. Denn durch die Ökologisierung der Märkte gewinnt eine nachhaltige und umweltfreundliche Produktion immer mehr an Bedeutung.
In der Praxis hat sich eine differenzierte Vorgehensweise in vier Schritten ergeben, welche es Unternehmen ermöglicht auf effiziente Weise ihren CO2-Footprint zu ermitteln, zu bewerten und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten (vgl. Abbildung 2).
Im ersten Schritt wird mittels einer Potenzialanalyse auf Basis der relevanten Normen und Standards (ISO 14040, ISO 14064) ermittelt, in welchen Bereichen des Unternehmens wie viel CO2 emittiert wird. Je nach Zeit- und Ressourcenverfügbarkeit kann eine detaillierte Erfassung aller Emissionen auf Prozessebene (Detailanalyse) oder nur eine Erfassung auf Standortebene (Grobanalyse) erfolgen. Ergebnis dieser Phase ist ein umfangreiches Portfolio an Kennzahlen über die CO2-Emissionen aller relevanten Unternehmensbereiche. Ziel ist es, den CO2-Footprint des Unternehmens zu bestimmen sowie die größten Potenziale zur Reduzierung von CO2-Emissionen zu identifizieren.
Im nächsten Schritt werden geeignete Maßnahmen analysiert, die zur Reduzierung des CO2-Footprints beitragen können. Diese sind für jeden Unternehmensbereich anhand zeitlicher, finanzieller und personeller Verfügbarkeit von Ressourcen separat zu bewerten und zu priorisieren. Parallel erfolgt eine Analyse der Kompensationsmöglichkeiten der CO2-Emissionen durch den Erwerb von CO2-Zertifikaten.
Bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse sind die Ergebnisse aus Schritt 2 quantitativ und qualitativ auf Basis einer Kosten-/Nutzenabschätzung zu bewerten, so dass nur ökoeffiziente Maßnahmen umgesetzt werden.
Mit dem letzten Schritt wird sichergestellt, dass die identifizierten und bewerteten Maßnahmen aus den vorherigen Schritten umgesetzt und die erwarteten Ziele eingehalten werden. Zusätzlich können die erarbeiteten Ergebnisse in Form eines CO2-Reportings veröffentlicht werden.
Eine systematische Vorgehensweise zur Reduzierung des CO2-Footprints von Unternehmen führt zu einer nachhaltigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, reduziert die durch das Unternehmen verursachte Umweltbelastung und fördert so den Klimaschutz. Aus Unternehmenssicht bietet somit eine CO2-Footprint Optimierung zahlreiche Vorteile. Konkret kann der ermittelte CO2-Footprint als Marketinginstrument verwendet, ökoeffiziente Unternehmensstrategien entwickelt und umgesetzt, Unternehmenskosten durch eine optimierte Ressourcennutzung reduziert sowie ein positiver Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden.
Die Potenziale einer CO2-Footprint-Optimierung zeigt Abbildung 3.