[08.05.2019]
In der operativen Planung wird in der Regel ein Planungshorizont durch eine definierte Menge an Kennzahlen vorgezeichnet. Es werden einzelne Kosten und Erlöse einer Periode geschätzt und daraus ein voraussichtlicher Gewinn ermittelt. Die Schätzungen erfolgen oft unsystematisch, da die Informationsquellen (subjektive Empfindungen, Erfahrungen aus der Vergangenheit, Benchmarks usw.) nicht immer definiert und konsistent sind. Die Qualität der Schätzwerte variiert somit stark und lässt eine verlässliche Prognose der Zukunft nur schwer zu. Unsichere Umweltzustände werden nicht oder nur in Einzelfällen beurteilt. Der Einfluss unsicherer Umweltzustände auf die einzelnen Kennzahlensysteme ist jedoch enorm. Durch die stochastische Verteilung der möglichen Umweltzustände (z.B. Rohstoffpreise, Wechselkursrisiken, Nachfrageschwankungen) werden die Kennzahlen des Unternehmens mit einer Unschärfe beaufschlagt. Eine definierte Kennzahl mit einem Wert ist somit für die operative Planung ungeeignet, da sie höchstens als Mittelwert eine grobe Richtung angeben kann.
Projektideen, welche unter Risikogesichtspunkten beurteilt werden müssen, gibt es in Unternehmen viele. Meist fehlen jedoch die Ressourcen um die Projekte umzusetzen, sowohl aus finanzieller aber auch aus personeller Sicht. Dies führt kontinuierlich bei Unternehmen zu Entscheidungsproblemen. Ein Entscheidungsproblem liegt dann vor, wenn unter bestimmten Rahmenbedingungen aus mehreren Projektalternativen diejenigen Projekte auszuwählen sind, die am besten zur Zielerreichung beitragen. Die Problematik setzt sich dabei aus drei Elementen zusammen:
Die vorliegende Fallstudie behandelt ein Maschinenbauunternehmen mit ungefähr 2.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 350 Mio. Euro. Das Unternehmen ist im europäischen, amerikanischen und asiatischen Markt vertreten. Im konkreten Fall geht es um die Zielerreichung der vom Unternehmen festgelegten Unternehmensziele. In der Strategie des Unternehmens wurde vereinbart, die EBIT-Marge von derzeit 10% auf zukünftig 14% zu erhöhen. Als Rahmenbedingungen für die Projekte hat das Unternehmen ein anorganisches Wachstum ausgeschlossen. Das Unternehmen soll das EBIT-Ziel durch Produktivitätssteigerung aus dem Unternehmen heraus erreichen. Das TCW wurde hierzu beauftragt, konkrete Projektvorschläge zu unterbreiten und aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen die EBIT-Steigerung möglich ist.
In diesem Fall war es notwendig, für die Projektvorschläge auch die konkreten Auswirkungen auf die relevanten Kennzahlen, in diesem Fall der EBIT, abzuleiten. Zudem mussten mögliche Eintrittsrisiken sowie die Wirkung präventiver oder reaktiver Maßnahmen simuliert werden. TCW nutzt dazu einen Kennzahlenbaum und ein Tool, anhand dessen im konkreten Fall die EBIT-Wirksamkeit der Projektvorschläge dargestellt werden kann. Projektvorschläge wie die Modularisierung oder die Produktklinik haben erheblichen Einfluss auf die Material- und Produktionskosten und senken so die Kostenseite des EBIT. Hingegen Projektvorschläge wie die Conjoint-Analyse sorgen dafür, dass durch die Mehrpreisfähigkeit zusätzliche Umsatzerlöse für das Unternehmen generiert werden können. Im vorliegenden Fall konnte TCW für das Unternehmen mehrere Projektvorschläge ausarbeiten. So wurden Projekte zur Steigerung der Umsatzerlöse, aber auch zur Reduzierung der Material-, Produktions-, Herstellgemein- und Verwaltungs- sowie Vertriebskosten identifiziert.
Die Auswirkungen der einzelnen Projektvorschläge werden gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeitet und die benötigten Annahmen abgeleitet. TCW nutzt dabei die langjährigen Erfahrungswerte aus vergangenen Projekten, die für den vorliegenden Fall im Unternehmen als Vergleichsmaßstab herangezogen werden können. Dadurch ist es möglich simulierte GuV-Übersichten zu erstellen, die im Detail erläutern, an welchen Stellschrauben die Projektvorschläge ansetzen. Der Kennzahlenbaum ist dann die vereinfachte und übergeordnete Darstellung der Auswirkungen.
Im gemeinsamen Workshop werden zusammen mit den Mitarbeitern die risikounbelasteten Eingangskennzahlen mit den Risiko- und Maßnahmenauswirkungen beaufschlagt. Mit diesen beaufschlagten Eingangskennzahlen wird über eine Monte-Carlo-Simulation die Verteilung der Zielkennzahl - im aktuellen Fall der EBIT - erzeugt.
Es können jedoch nicht nur Risiken, sondern auch Maßnahmen in die Kalkulation einbezogen werden. Hierbei wird auf Realoptionen zurückgegriffen. Realoptionen sind Handlungsoptionen, die man in Abhängigkeit von gewissen Umweltsituationen ergreifen kann. Die systematische Erfassung aller relevanten Risikokomponenten innerhalb der Planung und die analytische Quantifizierung der Einflüsse auf einzelne Kennzahlen ist das Hauptziel des TCW Ansatzes. Die einbezogenen Risikokomponenten lassen sich folgendermaßen einteilen:
Die konsequente Verwendung von Wahrscheinlichkeiten statt fester Kennzahlwerte verbessert den Informationswert durch Berücksichtigung unsicherer Umweltzustände. Insbesondere im Risikomanagement kann der Tool-basierte TCW Ansatz einen Mehrwert bei der Diskussion von konkurrierenden Projektoptionen und Maßnahmen leisten.
TCW verkürzt durch die sofort einsetzbaren Tools zähe Diskussionen in Entscheidungsgremien, da Bauchgefühle durch eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage ersetzt werden. Das Management im aktuellen Fallbeispiel konnte durch diese Herangehensweise die Relevanz der verschiedenen Projektvorschläge einordnen und diese gezielt in den Budgetplanungsprozess integrieren.