[24.03.2014]
Die zunehmende Kooperation von Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette macht eine logistische Infrastruktur erforderlich, welche den reibungslosen Waren und Güterverkehr ermöglicht. Hier kommt den Logistikdienstleistern eine wichtige Rolle zu: Sie übernehmen die Funktionen der Planung, Steuerung und Kontrolle aller Material- und Informationsflüsse zur Erfüllung der Kundenanforderungen. Logistikdienstleister sind dabei einem harten Wettbewerb innerhalb ihrer Branche ausgesetzt, da ein kontinuierlicher Anstieg der Logistikleistungen zu beobachten ist. Ein großer Teil dieser Leistungen wird dabei mit Hilfe von Nutzfahrzeugen ausgeführt, weshalb der Logistiksektor mit rund 10 Prozent zum Gesamtausstoß von CO2 beiträgt. Unter Annahme einer gleichbleibenden Entwicklung des Logistikumfelds wird dieser Anteil in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Die breite gesellschaftliche Diskussion von Klimawandel und CO2-Problematik führt bereits heute zu einem veränderten Bewusstsein der Wirtschaftsteilnehmer in Bezug auf die Gestaltung nachhaltiger Logistikstrukturen. Zudem hat die weltweite Verknappung von natürlichen Ressourcen zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise beigetragen (Abbildung 1). Insbesondere die gestiegenen Kraftstoffpreise stellen ein großes Problem für die Logistikdienstleister dar, da ein hoher Anteil ihrer Gesamtkosten auf die Treibstoffkosten entfällt.
Es gilt daher, die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen in der Logistikbranche zu verringern und den Anteil an CO2-Emissionen zu reduzieren. Durch den effizienten Einsatz von Ressourcen kann nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch die Unabhängigkeit von den steigenden Energiekosten gefördert werden. Zusätzlich zwingen staatliche Vorschriften die Logistikbranche zu einer signifikanten CO2-Reduktion und zur Erhöhung ihrer Energieeffizienz. Auch die Kunden stellen zunehmend umweltorientierte Anforderungen an die Logistikdienstleister.
Ein Lösungsansatz zur Senkung der Treibstoffkosten und des CO2-Ausstoßes in der Logistikbranche liegt im Bereich der Elektromobilität. Insbesondere elektrische Nutzfahrzeuge (E-NFZ) können helfen, die genannten Zielsetzungen zu erreichen. Jedoch hemmen die hohen Anschaffungskosten solcher Fahrzeuge sowie die vergleichsweise geringen Reichweiten eine kurzfristige Komplettumstellung eines Fuhrparks hin zu rein elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen. Das Kosten-Nutzenverhältnis der E-NFZ ist zudem meist unklar – was die Entscheidung erschwert, welcher Anteil des Fuhrparks verändert werden soll.
Da die Logistikdienstleister sehr stark kostenorientiert arbeiten, geht es darum, wirtschaftlich attraktive Einsatzarten der E-NFZ zu identifizieren. Hierzu sind die unternehmensindividuellen Rahmenbedingungen zu bewerten, um darauf aufbauend spezifische Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen Einführung von E-NFZ geben zu können. Einerseits sind die Potenziale eines teilelektrifizierten Fuhrparks zu erfassen und zu bewerten. Andererseits sind die Umstellungshemmnisse zu untersuchen, welche die Integration von elektrischen Fahrzeugen bei Logistikdienstleistern erschweren. Es erfolgt anschließend eine situationsspezifische Erarbeitung von Umstellungsszenarien für ein Unternehmen.
Hierzu sind zunächst die angebotenen Leistungen des Logistikdienstleisters zu analysieren, etwa der Anteil von Kurz- und Langstrecken, die insgesamt zurückgelegten Distanzen eines Fahrzeugs pro Tag sowie die Art und das Gewicht der transportierten Güter. Zudem sind die Kundenstruktur und der Absatzmarkt zu betrachten, beispielsweise der Anteil der Privat- und Firmenkunden sowie die Mehrpreisfähigkeit energieeffizienter Logistikleistungen gegenüber diesen Kunden. Die anschließende Analyse der Kosten rundet die Analysephase ab.
Aufbauend auf den Analyseergebnissen werden nun Einzelmaßnahmen und Gestaltungsansätze erarbeitet, welche in einer wirtschaftlichen Anpassung des Fuhrparks münden. Verschiedene Umstellungsszenarien berücksichtigen dabei die unterschiedlichen Maßnahmen und ermöglichen die fundierte Auswahl und erfolgreiche Einführung eines Elektromobilitätskonzepts.