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Kostensenkung durch richtige Materialauswahl

[09.10.2008]

Foto: alphaspirit / fotolia.com

Die Entwicklung von komplexen technischen Komponenten ist häufig vom Streben nach der perfekten technischen Lösung geprägt. Dabei werden in vielen Bereichen zu aufwändige Lösungen gewählt, die zu hohe Kosten bei der Produktion verursachen. Dies betrifft jedoch nicht nur das Overengineering bezogen auf Produktfunktionen. Gerade bei der Auswahl der Werkstoffe gibt es noch viel Potenzial zur Kostensenkung.

Unternehmen aller Branchen sind gezwungen, zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit Kosten zu senken. Auch Unternehmen im Maschinenbau und im Anlagenbau bemühen sich deshalb, ihre Produktkosten zu reduzieren. Dabei werden verstärkt Anstrengungen unternommen, diejenigen Produktfunktionen einzusparen, die aus Kundensicht weniger relevant sind. Weitere Ansätze beschäftigen sich mit der fertigungsgerechten Produktgestaltung. Weitere Einsparungen können Unternehmen erzielen, die gezielt bei der Materialauswahl und Materialveredelung Ihrer Produkte ansetzen.

Im Rahmen einer Produktklinik unterstützte das TCW einen Maschinenbauer dabei, gezielt auch diese Kostensenkungspotenziale bei der Werkstoffauswahl zu realisieren. Traditionell fertigt das betrachtete Unternehmen aus dem Maschinenbau besonders hochwertige und anspruchsvolle Maschinen. Im Rahmen einer Neuentwicklung waren strenge Vorgaben bei den Zielkosten einzuhalten. Das TCW unterstützte das Maschinenbaunternehmen durch die Durchführung einer Produktklinik sowie einer Analyse der Kundenanforderungen mittels Conjoint-Analyse.

Ziel war es, für ein Neuprodukt zu aufwändige Lösungen bezogen auf Material, Fertigung und Leistungsumfang des Produkts zu vermeiden, denen kein ausreichendes Marktpotenzial gegenüber steht und dadurch die Beschaffungskosten und Produktionskosten wesentlich zu reduzieren.

Bei der Analyse der verwendeten Materialien zeigte sich schnell, dass im ursprünglichen Konzept zu teure Kunststoffe für Gehäuseteile sowie weitere Komponenten vorgesehen waren, die die Kosten unnötig in die Höhe trieben. Diese entsprachen den im Unternehmen bisher üblicherweise für solche Teile eingesetzten Materialien. Das durch die Kundenbefragung verifizierte Anwendungsprofil für das neue Produkt wies jedoch wesentlich geringere Anforderungen bezüglich Bruchfestigkeit und Oberflächenbeschaffenheit aus. Durch Wechsel auf einen günstigeren Kunststoff konnten bis zu 40% Materialkosten eingespart werden - bei gleicher Funktion.

Weitere Einsparmöglichkeiten ergaben sich durch Verzicht auf Nachbearbeitung bei von außen nicht sichtbaren Flächen der Maschine. Dies betraf sowohl Nachbearbeitungen metallischer Oberflächen als auch eine Reduktion der Ausführungsqualität bei Lackierungen. Beispielsweise wurden die Innenseiten von Kühlrippen und Gehäuseversteifungen nicht mehr aufwändig nachlackiert, wenn diese im nicht sichtbaren Bereich lagen. Bei den Lackierungen wurden so bis zu 20% der Kosten gespart.

Es hat sich gezeigt, dass bei genauer Analyse der Kundenwünsche und durch Hinterfragen traditioneller Standards bei der Werkstoffauswahl und Oberflächenbearbeitung erhebliche Kosteneinsparungen möglich sind, ohne dabei den Kundennutzen negativ zu beeinflussen.

Weiterführende Literatur:

  • Conjoint Analyse
    Leitfaden zur kundenwertorientierten Produktentwicklung mittels Conjoint-Analysen
  • Produktordnungssystem
    Leitfaden zur Standardisierung und Individualisierung des Produktprogramms durch intelligente Plattformstrategien
  • Produktklinik
    Leitfaden zur Steigerung der Lerngeschwindigkeit und Produkt-Kostensenkung

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