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Kostenvergleich über Funktionskosten versus Vergleich über Bauteilkosten bei Produkten der Nutfahrzeugbranche

[07.11.2005]

Foto: alphaspirit / fotolia.com

Ausgangssituation

Ein international agierendes Unternehmen der Nutzfahrzeugbranche sah durch die Konzentration auf eine mögliche Herstellkostenreduzierung die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit zweier Produktbaureihen zu stärken. Die Notwendigkeit zur Identifikation von Hebeln zur Kostenreduzierung war nicht zuletzt auch aufgrund der stark gestiegen Rohstoffpreise, insbesondere bei Stahl, notwendig. Während das erste Produkt in Gänze analysiert werden sollte, wurden beim zweiten Produkt einzelne Module und Systeme in die Untersuchung einbezogen. Bereits bei Projektstart stellte sich die Frage, wie innerhalb der Teilprojekte der Kostenvergleich im Rahmen der Produktklinik ablaufen sollte. Grundsätzlich war ein Vergleich über Funktionskosten oder über Teilekosten denkbar.

Vorgehensweise

Bei der ersten Produktbaureihe erfolgte der Vergleich der Produkte aufgrund der hohen Komplexität des Untersuchungsgegenstandes, des engen Zeitplans, der hohen Vergleichbarkeit der Benchmarkobjekte auf Komponenten- und Teileebene und der funktionellen Ähnlichkeit der Produkte über einen Teilevergleich. Auf einen Kostenvergleich über Funktionen wurde verzichtet. Je nach vermutetem Erkenntnisgewinn wurde die Analyse auf Baugruppen- oder Teileebene durchgeführt. Der systematisierte Teilevergleich unter Berücksichtigung funktionaler Schnittstellen im Produkt gewährleistete die Vergleichbarkeit der jeweiligen Betrachtungsumfänge. Hauptvorteil dieses teileorientierten Bauteilvergleichs unter Berücksichtigung funktionaler Schnittstellen war die Zeitverkürzung im Projekt. So konnte im Vorfeld auf die detaillierte Ermittlung einer Funktionsstruktur verzichtet werden, während der Projektarbeit war es möglich, die technische und wirtschaftliche Bewertung der Benchmarkobjekte ohne eine Funktionskostenmatrix direkt auf Komponenten oder Teileebene durchzuführen und bei der Ideenfindung konnten die Ansatzpunkte und Maßnahmen direkt den betroffenen Teilen zugeordnet werden.

Innerhalb der zweiten Produktbaureihe wurde nicht das Gesamtfahrzeug untersucht, sondern es erfolgte eine vorherige Auswahl an Systemen und Modulen. Besonderheit war ein Konzept in einem Teilsystem, das außer in dem eigenen Produkt nur in einem weiteren Wettbewerbsprodukt zum Einsatz kam. Ziel des Projektes war, neben der Identifikation von Ansatzpunkten zur Kostensenkung bestehender Konzepte, Ideen zu generieren, die in alternativen Lösungskonzepten Anwendung finden können und diese hinsichtlich deren Auswirkungen auf die Produktfunktionen zu beurteilen. Aufgrund des begrenzten Betrachtungsumfangs, der Vielzahl unterschiedlicher Lösungskonzepte unter den Benchmarkobjekten und der relativ geringen Komplexität erfolgte der Vergleich über Funktionskosten. Dazu wurde im Vorfeld mit einem Expertenteam eine Funktionsstruktur erarbeitet, die die Betrachtungsumfänge in Ihren Funktionen beschreibt. Bei der Erstellung der Funktionsstruktur war darauf zu achten, dass alle Funktionen sowohl des eigenen als auch der Wettbewerbsprodukte abgebildet waren. Nach der Kalkulation der Bauteilkosten in crossfunktionalen Teams wurden diese über eine Funktionsstrukturmatrix zu den Funktionen zugeordnet. Ergebnis waren die Funktionskosten für das Eigene und die Wettbewerbsprodukte. Ausgangsbasis für die Erarbeitung der Ansatzpunkte war ein durchgeführtes Cherry Picking. Anschließend wurde auf Funktionskostenbasis die wirtschaftliche und technische Bewertung durchgeführt und zusätzlich über ein Zielkostenkontrolldiagramm die Funktionen am Markt gespiegelt. Die Erarbeitung der Ansatzpunkte zur Kostenoptimierung erfolgte im ersten Schritt funktionsbezogen, wurde im folgenden auf die betroffenen Bauteile transferiert und mit Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Terminen hinterlegt.

Ergebnisse

Durch den zielorientierten Einsatz des geeigneten Kostenvergleichverfahren angepasst an den jeweiligen Untersuchungsgegenstand und an die Rahmenbedingungen im Projekt, konnten für beide Produkte die Herstellkosten jeweils um über 20% gesenkt werden. Ein Erfolgsfaktor war dabei das richtige Verfahren zum Kostenvergleich. Es hat sich gezeigt, dass der Weg über die Funktionskosten als ein zusätzlicher Schritt zur Erhöhung der Vergleichbarkeit verstanden werden kann, verbunden mit einem höheren zeitlichen Aufwand. Zusätzlich ist bei dem Funktionskostenvergleich von Vorteil, dass weitere Informationen so über die Kundensicht mittels eines Zielkostenkontrolldiagramms gewonnen werden können und jede Funktion unmittelbar am Kundennutzen gespiegelt werden kann.

Insbesondere bei komplexen Produkten und großen Betrachtungsumfängen, wie dem beschriebenen Gesamtfahrzeug, ist unter Einbeziehung der zeitlichen Rahmenbedingungen zu prüfen, ob ein Vergleich über Teilekosten möglich ist. Hauptvorteil des Teilevergleichs ist die schnellere Anwendbarkeit und die direkte Ableitung der Ansatzpunkte zugeordnet zu den betroffenen Bauteilen. Allerdings sollte beim Vergleich über Teilekosten darauf geachtet werden, die Schnittstellen im Produkt so zu legen, dass Funktionen sinnvoll abgegrenzt werden. Dadurch wird zum einen die Vergleichbarkeit erhöht und zum anderen eine sinnvolle Unterteilung des Untersuchungsgegenstandes gewährleistet.

Weiterführende Literatur zu dem Themengebiet:



 

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