[04.12.2002]
Wie kann nun zur aktiven Unterstützung der nachhaltigen Unternehmensentwicklung das Leadership gefördert und entwickelt werden? Zunächst sind die gewandelten Anforderungen an die Führungskräfte zu identifizieren, d. h. welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen sind der Nachhaltigkeit dienlich? Der erfolgreiche "Leader" ist flexibel, kreativ, extrovertiert, partizipativ, antizipierend, veränderungsfördernd, zukunftsorientiert und macht den Mitarbeiter zum Mitunternehmer. Die Realität sieht jedoch meist anders aus: "Die meisten Führungskräfte zögern, ihre Leute mit dem Ball laufen zu lassen. Aber es ist erstaunlich, wie schnell ein informierter und motivierter Mensch laufen kann." (Lee Iacocca). Genau an diesem Punkt setzt die Leadership-Entwicklung an. Aktuell vorhandene Führungsdefizite sind zu erkennen und durch zielgruppenspezifische Trainings- und Coachingmodule sukzessive zu schließen. Die Förderung der Fach-, Methoden-, Sozialen, Strategischen und Interkulturellen Kompetenz stellt dabei einen ersten Ansatzpunkt dar. In Form von Seminaren und einem aktiv gelebten Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis müssen aktuelle Managementthemen vermittelt und auf ihre Übertragbarkeit für das einzelne Unternehmen hin überprüft werden. Die Einführung eines kaskadenübergreifenden Zielvereinbarungsprozesses unterstützt die Strategie- und Zielorientierung der Führungsmannschaft und stellt die Erreichung der Zielsetzungen nachhaltiger Unternehmensentwicklung sicher. Die gezielte Förderung des Nachwuchses im Rahmen einer zukunftsorientierten Karriereplanung sichert den Fortbestand erfolgreicher Führungstätigkeit. Dies ist nicht von heute auf morgen zu erreichen, sondern erfordert die frühzeitige Bestimmung des persönlichen Entwicklungspfades. Innovative Entgeltsysteme, wie sie sich etwa in Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionsplänen widerspiegeln, stellen eine wichtige Rahmenbedingung auf dem Weg zur Leadership-Excellence dar, da von ihnen eine nicht zu unterschätzende Anreiz- und Motivationswirkung ausgeht. Nachhaltigkeit sicherndes Leadership setzt neben den klassischen Instrumenten der Führungskräfte-Entwicklung ein personenbezogenes Coaching voraus. Geschulte Mentoren und Coaches tragen zur Ausbildung herausragender Leadership-Qualitäten bei, die an den Erfordernissen des Unternehmens und damit an der Nachhaltigkeit der fallspezifischen Unternehmensentwicklung orientiert sind. Die Förderung und das Ausleben von Kreativität braucht Raum und Zeit. Sabbaticals für Führungskräfte im Rahmen eines modernen und Nachhaltigkeit sichernden Leadership-Ansatzes werden in vielen Fällen noch immer als "teurer Spaß" abgetan, ohne die wahren Potenziale für das Unternehmen zu erkennen. Nicht verwunderlich sind deshalb Statements aus der Unternehmenspraxis, die wie das folgende Beispiel zeigt, Missstände der Führungskultur konkret ansprechen: "Allen schöngeistigen Philosophien zum Trotz verstehen die meisten Unternehmen noch immer nichts vom Menschen - würden sie sonst ihre teuren Führungskräfte rücksichtslos als Stundenknechte verschleißen?"
Nachhaltigkeit sicherndes Leadership und dessen Weiterentwicklung bedarf eines permanenten Controllings der Lern- und Veränderungsprozesse. Methoden wie das 360°-Feedback, das Management Audit sowie der Einsatz von Mitarbeiterbefragungen zum Führungsklima im Unternehmen stellen den hierfür erforderlichen Feedback-Prozess sicher.
Leadershipentwicklung manifestiert sich in Summe als konstituierendes Element der nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Das eine bedingt das andere, beide sind also unlösbar miteinander verbunden. Um es mit den Worten von Rupert Lay, dt. Theologe und Philosoph zu sagen: "Von einer gewissen Position in Wirtschaft und Gesellschaft an ist die Persönlichkeitsbildung die wichtigste Vorbereitung für gekonnte Dialektik."
Weiterführende Literatur: