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Operational Due Diligence in der automobilen Zulieferindustrie

[28.02.2011]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Unternehmenstransaktionen haben in der automobilen Zulieferindustrie Konjunktur. Um das Risiko des Misserfolgs einer Transaktion zu minimieren, kann die Durchführung einer Operational Due Diligence dazu beitragen, eine unzureichende Informationslage über ein Unternehmen zu verbessern. Anhand eines Zulieferunternehmens der automobilen Wertschöpfungskette werden die Vorzüge der Operational Due Diligence deutlich.

In den vergangenen Monaten verzeichnete die automobile Zulieferindustrie in der gesamten Lieferkette vielfache Unternehmenstransaktionen. Damit setzt sich der Trend der Konsolidierung einer unterhalb der Automobilhersteller fragmentierten Branche weiter fort. Die aktuelle Entwicklung gibt abermals Anlass auf die Wichtigkeit einer umfassenden Bewertung in der frühen Phase von Transaktionen hinzuweisen. Besteht auf Käufer- und Verkäuferseite grundsätzliche Einigkeit für den Angang einer Transaktion, so stellt sich in erste Linie die Frage, in wie weit sich Erwartungen auf beiden Seiten erfüllen lassen. Nicht selten schränken Euphorie und das Gefühl in die Richtigkeit für die Durchführung das Urteilungsvermögen ein. Ernüchterung stellt sich ein, wenn Käufer oder Verkäufer feststellen, dass der wahre Wert der Transaktion nicht den gewünschten Erwartungen entspricht.

Das klassische Vorgehen einer Unternehmensbewertung wird nur bedingt dem Anspruch an eine umfassende Bewertung gerecht. Dienten in der Vergangenheit ausschließlich die Finanzbewertung, die steuerrechtliche Betrachtung und rechtliche Beurteilung als Grundlage für die Bestimmung eines Unternehmenswertes, so gewinnen heute stärker den je auch leistungswirtschaftliche Faktoren an Bedeutung. Eine Ursache hierfür ist sicherlich die Hohe Zahl der als Misserfolg zu wertenden Unternehmenstransaktionen. Auch die bei einem Großteil von Transaktionen vernichteten Werte zeigen den Bedarf für eine Bewertungssystematik mit deutlich höherer Aussagekraft. Mit der Operational Due Diligence (kurz ODD) kann eine unzureichende Informationslage über ein Unternehmen und dessen zukünftige Entwicklung, um valide Abschätzungen zur Geschäftstätigkeit und zum Unternehmenswert ergänzt werden. Anhand von Instrumentarien ist ein Erkenntnisgewinn in den leistungswirtschaftlichen Bereichen Beschaffung, Produktion, Absatz sowie Forschung und Entwicklung möglich. Beispielsweise liefern die Instrumentarien Produktionssystemaudit, Materialflussanalyse oder auch Kapazitätsanalyse konkrete Aussagen über den Zustand im Produktionsumfeld und gestatten somit Rückschlüsse auf die Werthaltigkeit. Die Zusammenführung aller Erkenntnisse der ODD im Zusammenspiel mit anderen Due Diligence-Disziplinen ermöglicht abschließend die ganzheitliche Bewertung einer Unternehmenstransaktion.

In einer Fallstudie eines Zulieferunternehmens der automobilen Wertschöpfungskette wird deutlich, wie Erkenntnisgewinne aus der ODD das Risiko durch eine unzureichende Informationslage minimieren und gleichzeitig den Unternehmenswert beeinflussen. Ausgehend von der Financial Due Diligence (kurz FDD) werden Vermögen, Ertrag, Cashflow, Liquidität sowie Eigenkapital- und Fremdkapitalaufbringung geprüft und mit Blick auf die zukünftige Entwicklung prognostiziert. Das nachfolgende Ertragswertverfahren ermöglicht eine erste Indikation zum Unternehmenswert. Diese Indikation dient der Definition eines Zielkorridors zur Preisfindung zwischen Verkäufer und Käufer. In der parallel zur FDD durchgeführten ODD wird deutlich, dass produktionstechnische Faktoren die Werthaltigkeit des Unternehmens steigern (Abbildung).

Das Zulieferunternehmen übernimmt in der Produktion von Komponenten eine führende Rolle und profitiert trotz zentralisierter Fertigung bei den Kernbaugruppen von einem optimierten Materialfluss. Darüber hinaus verfügt der Zulieferer über einen globalen Produktionsfootprint mit freien Kapazitätsmöglichkeiten für Mengenerhöhungen. Die vom Markt geforderte nicht vergleichbare Präzision bei Herstellung von Komponenten rechtfertigt die geringen Lohnkostennachteile in Deutschland.

Für den Käufer wird durch die Mehrinformation ersichtlich, dass das Risiko für ein Investment in das Zulieferunternehmen überschaubar bleibt. Fragen über die Zukunftsfähigkeit des aktuellen Geschäftsmodells werden unter Einbezug der genannten produktionstechnischen Faktoren transparent und rechtfertigen gegenüber der ersten Indikation des Unternehmenswerts einen Mehrpreis zugunsten des Verkäufers.

Weiterführende Literatur:

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