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Patentanalyse - Ideengeber für die Produktentwicklung

[30.01.2013]

Foto: alphaspirit / fotolia.com
Die Patentanalyse kann einen zentralen Baustein im Rahmen der Entwicklung von Produkten einnehmen. Zum einen ermöglicht sie eine Darstellung des Stands der Technik und zum anderen gibt sie Aufschluss über technologische Trends für die Zukunft. Aus diesem Grund stellen Patente eine wertvolle Quelle dar, um neue Produkttechnologien zu antizipieren und in die Produktgestaltung einfließen zu lassen.

Bei dem untersuchten Unternehmen handelt es sich um einen multinationalen Konzern, dessen betrachteter Geschäftsbereich in den letzten Jahren überproportional gewachsen ist. Um die ambitionierten Wachstumsziele auch zukünftig aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen ist ein schlagkräftiges Produktportfolio essenziell. Die Wettbewerbsfähigkeit zeichnet sich im Wesentlichen durch eine Top-Qualität, Top-Funktionalität und eine hohe Anlagenverfügbarkeit aus. Gleichzeitig gilt es die bestehenden Kosten, unter Aufrechterhaltung der oben genannten Anforderungen, durch Cost Down Programme erheblich zu senken. Das Ziel lässt sich allerdings nur durch ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen erreichen und umfasst die gesamten Total Cost of Ownership.

Aus diesem Grund wurde das TCW mit dem Auftrag betraut, das bestehende Konzept auf deren Zukunftsfähigkeit hin zu überprüfen. Dabei geht es einerseits darum, Technologiesprünge aber auch inkrementelle Verbesserungen an dem bestehenden Produktprogramm zu identifizieren. Diese Konzepte sollen, je nach deren Umsetzbarkeit, bereits kurzfristig in das bestehende Produktprogramm einfließen, oder aber einen wesentlichen Bestandteil der zukünftigen Produkte ausmachen.

Elemente der Ideen- und Konzeptgenerierung

Der umfassende Prozess der Ideen- oder Konzeptgenerierung basiert auf mehreren Pfeilern. Neben umfassenden Workshops mit Wissensträgern (Produktkonferenz), Wettbewerbsanalyse, Analyse von Fachliteratur und Forschungsprojekten, Befragung von Experten stellt die Patentanalyse einen wesentlichen Teil der Informationsgewinnung dar. Für die Durchführung einer Patentanalyse können eine Reihe von Gründen herangezogen werden:

  • Überprüfung der Schutzrechtssituation für neue Entwicklungen,
  • Darstellung des Stands der Technik,
  • Identifikation von technologischen Trends oder
  • Absicherung potenzieller Investitionen.

 

Die Patentanalyse ermöglicht es damit, sich einen Überblick über die vorliegenden gewerblichen Schutzrechte, für bestimmte Ideen, zu verschaffen. Sofern keine Schutzrechte bestehen, können neue Ideen durch solche geschützt werden. Zu den gewerblichen Schutzrechten gehören insbesondere Patente, Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster sowie Marken.

Zentrale Erfolgsfaktoren einer fundierten Patentanalyse sind eine gründliche Vorbereitungs- und Analysephase

Voraussetzung für eine fundierte und qualitativ hochwertige Patentanalyse ist eine gründliche Vorbereitungs- und Analysephase. Die Patentanalyse kann auf Basis unterschiedlicher kostenloser oder kostenpflichtiger Datenbanken durchgeführt werden. Eine kostenlose Patentanalyse bietet beispielsweise das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) mit deren Datenbank DEPATIS an. In dieser Datenbank sind die wesentlichsten Publikationen von bedeutenden internationalen Patentämter dokumentiert. Sie enthält neben den Patenten auch Offenlegungs- und Gebrauchsmusterschriften. Der Benutzer kann damit auf mehr als 66 Mio. Publikationen zugreifen, die durch eine eindeutige und individuelle Veröffentlichungsnummer gekennzeichnet sind. Zur Kategorisierung der Publikationen wurde die Datenbank in unterschiedliche Sektionen, Klassen, Unterklassen und Gruppen eingeteilt. Auf diese Weise lassen sich die Patente jeweils einer bestimmten oder bestimmten Gruppen zuordnen (vgl. Abbildung 1).


Abbildung 1: Patentdatenbank DEPATIS

Im Zuge der Recherche ist es weiterhin von Bedeutung, diesen zu berücksichtigen. Wird eine Erfindung beispielsweise beim DPMA in München angemeldet, dann ist diese für die nächsten 18 Monate für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Während dieser Zeit erfolgt die Prüfung der Patentanmeldung beim Patentamt. An dieser sind ausschließlich der Anmelder und der Prüfer beteiligt. Sollte die Prüfung innerhalb dieser 18 Monate nicht abgeschlossen werden können, erfolgt eine Erstveröffentlichung der Inhalte des Anmeldetages in Form einer Offenlegungsschrift. Bei einer Offenlegungsschrift handelt es sich um die Erstveröffentlichung einer Patentanmeldung, welche die Vorstufe zur geprüften Patentschrift darstellt. Während dieser 18 Monate kann sich der Anmelder dafür entscheiden, ob er die Anmeldung weiter verfolgt oder ob er diese zurückzieht, um somit zu verhindern, dass wesentliche Details seiner Erfindung bekannt werden.

Suchstrategien bei der Patentanalyse – Top-down und Bottom-up

Die Suchstrategie lässt sich im Allgemeinen in eine Top-down und Bottom-up Analyse einteilen. Während man im Zuge einer Top-down Analyse ganz gezielt in bestimmten Kategorien nach relevanten Publikationen sucht, erfolgt die Suche bei der Bottom-up Analyse anhand von bestimmten Schlüsselwörtern. Diese Schlüsselwörter können darüber hinaus gezielt durch logische Operatoren (UND, ODER, etc.) miteinander verknüpft werden, um schneller an die relevanten Ergebnisse zu gelangen. Die Identifikation der wesentlichen Schlüsselwörter erfolgt im Rahmen von Workshops, in denen Vertreter aus den relevanten Unternehmensbereichen beteiligt sind. Die Patentanalyse, in dem betrachteten Unternehmen, ergab insgesamt eine duplikationsbereinigte Trefferanzahl von knapp 6.000 Publikationen. Von diesen Gesamttreffern waren allerdings nur 150 Publikationen für den vorliegenden Betrachtungsgegenstand von Relevanz. Dies entspricht einer Quote von 2,5 Prozent. Im Zuge einer anschließenden detaillierteren Analyse wurden die Ergebnisse anhand von standardisierten Steckbriefen dokumentiert. Diese beinhalten alle wesentlichen Informationen zur Publikation wie zum Beispiel Veröffentlichungsnummer, Titel, Anmeldedatum, Anmelder, Veröffentlichungsdatum, Art der Publikation und darüber hinaus Abbildungen und eine detailliertere Beschreibung sowie eine Bewertung der Publikation anhand von Vor- und Nachteilen (vgl. Abbildung 2).


Abbildung 2: Bottom-Up Vorgehensweise zur Identifikation relevanter Publikationen

Durch die Konsolidierung und Strukturierung der Ergebnisse der Patentanalyse mit den Ergebnissen aus der Produktkonferenz oder anderer Recherchen (z.B. Wettbewerbsanalyse) lassen sich wertvolle Informationen für die zukünftige Produktentwicklung gewinnen. Einen wesentlichen Erfolgsfaktor hinsichtlich der Identifikation zukunftsfähiger Konzepte stellte die enge Verknüpfung der einzelnen Elemente der Ideen- und Konzeptgenerierung dar. Die Patentanalyse kann damit als ein zentraler Ideengeber für die Entwicklung von Produkten angesehen werden.

Publikationen

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