[20.05.2015]
Am Anfang des Bauvorhabens steht die Gestaltung des gewünschten Wohnraums. Dieser Prozess ist für viele Hausbauer sehr komplex. Gerade die Kostentransparenz ist im konventionellen Hausbau nur selten gegeben. Darüber hinaus kann die Planung nicht allein stattfinden, sondern muss in der Regel in Absprache mit einem Planer oder einem Architekten erfolgen. Der Vergleich unterschiedlicher Bauszenarien ist somit mit erheblichem Aufwand verbunden. Ziel des Produktkonfigurators für den modularen Hausbau ist es somit, dem potenziellen Bauherren ein Tool an die Hand zu geben um sein individuelles Bauvorhaben einfach und bequem zu gestalten. Ein weiterer Schritt zur Datenintegration ist die Verwendung des Datenmodellierungssystems. Dafür stellt der Produktkonfigurator die Datengrundlage dar.
Video: Produktkonfigurator für den modularen Hausbau
Im Produktkonfigurator für den modularen Hausbau wird der komplette Planungsprozess abgebildet. Der Produktkonfigurator ist so gestaltet, dass er den Anwender gezielt durch den Planungsprozess führt. Zu Beginn erstellt der Nutzer ein Benutzerkonto mit seinen persönlichen Daten. Durch das Anlegen eines eigenen Benutzerkontos kann dieser damit jederzeit auf bereits durchgeführte Planungen oder Zwischenstände zurückgreifen, Planungsunterlagen drucken und diese weiter bearbeiten. Durch die Auswahl der Region werden die unterschiedlichen lokalen Regulierungen im Planungsprozess berücksichtigt. Der Konfigurator ermöglicht eine Auswahl und Veränderung von bestehenden Ein- und Mehrfamilienhaustypen sowie die Gestaltung individueller Grundrisse (vgl. Abbildung 1).
Entscheidet sich der Anwender für die individuelle Gestaltung, kann er zwischen den vormodellierten Raummodulen auswählen, die er per Drag & Drop in das Bearbeitungsfeld zieht. Durch das Anklicken der Module erscheinen alle relevanten Informationen wie zum Beispiel Größe oder Preis. Entscheidet sich der Nutzer für vorkonfigurierte Häuser, kann er sich durch die Eingabe definierter Kriterien eine gefilterte Auswahl an Häusern anzeigen lassen. Die vordefinierten Häuser können durch den Anwender individualisiert werden.
Sobald die Struktur des Hauses festgelegt ist, können in einem weiteren Schritt Fenster, Türen und weitere Merkmale der Innenausstattung definiert werden. Hierzu wechselt der Nutzer in die 3D-Ansicht, wählt den entsprechenden Raum aus und kann auf Basis einer definierten Auswahl an Objekten die Räume individuell gestalten. Hierzu zählen beispielsweise Küchengeräte sowie Materialien für Fußböden. Um dem Anwender die Ausstattung der Module zu erleichtern, werden ihm bereits Kombinationsmöglichkeiten entsprechend den angegebenen Wünschen vorgeschlagen. Die visuelle Anpassung der Räume entsprechend der ausgewählten Objekte erfolgt dabei in Echtzeit in 3D. Der gesamte Konfigurationsprozess wird durch einen Plausibilitätscheck begleitet. Dieser überprüft zu jedem Zeitpunkt die Realisierbarkeit der individuell konfigurierten Module. Dies bedeutet, dass bautechnische Untersuchungen wie die Statik bereits bei der Modellierung geprüft werden. Sofern die Realisierung geprüft wurde, kann ein 3D-Modell des Bauvorhabens erstellt werden. Durch die Einbettung in das reale Umfeld, kann sich der Anwender ein Bild von seinem zukünftigen Haus machen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, das Haus an einem 3D-Drucker als Modell auszudrucken.
Sobald der Nutzer alle Räume modelliert hat, kann er weitere Services wie Smart Home Funktionen oder Versicherungen und Serviceverträge auswählen. Mit diesem Schritt ist die Konfiguration des Bauvorhabens abgeschlossen und der Anwender erhält eine Übersicht über seine Bestellung. Darin enthalten sind:
Zur Finanzierung der anfallenden Bausumme enthält der Produktkonfigurator einen Kreditrechner, der auf spezifische Angebote eines Kreditinstituts zurückgreift. Da der Produktkonfigurator an das ERP-System angebunden ist, werden dem Kunden potenzielle Liefertermine angezeigt. Nachdem der Kunde einen fixen Liefertermin ausgewählt hat, muss er seine Konfiguration zur Validierung freigeben. Dafür werden die Daten des Projektes an das ausführende Unternehmen gesendet und inhaltlich auf Korrektheit und Machbarkeit geprüft. In Interaktion mit dem Kunden werden notwendige Änderungen vorgenommen und die Produktion wird freigegeben. Für diese Phase der Konfiguration erhält der Kunde einen persönlichen Ansprechpartner, um auftretende Fragen klären zu können. Den aktuellen Status der Bearbeitung kann der Kunde jederzeit über sein Konto einsehen.
Die Einsatzbereiche des Produktkonfigurators beschränken sich dabei nicht nur auf Einfamilienhäuser, es können ebenfalls Mehrfamilienhäuser oder andere Sonderbauten wie zum Beispiel Schulen oder Krankenhäusern modelliert werden.
Je nach zu planendem Projekt führt der Konfigurator den Kunden durch den Planungsprozess. Diese Intelligenz des Produktkonfigurators ermöglicht eine anforderungsgerechte Gestaltung des Bauvorhabens. Die Daten aus dem Produktkonfigurator werden zentral in einem Gebäudedatenmodellierungssystem gespeichert und können so von allen relevanten Bereichen ohne zusätzlichen Aufwand abgefragt werden. Dazu zählen Baupläne und Stücklisten für die Fertigung. Voraussetzung hierfür ist eine standardisierte Schnittstelle zwischen dem Hauskonfigurator und dem ERP-System sowie allen Subsystemen sowie eine standardisierte Informationsübertragung an Lieferanten mittels Electronic Data Interface (EDI). Somit haben alle Beteiligten Zugriff auf die aktuellsten Daten. Nach der Auftragserteilung werden die Daten des Konfigurators an das Planungssystem weitergeleitet. Diese Daten stellen die Grundlage für die weitere Bearbeitung des Auftrags dar und können in einem vorher definierten Umfang vom Kunden bis zum Design Freeze geändert werden. Das Datenmodellierungskonzept ermöglicht weiteren Parteien, aufbauend auf den Daten aus dem Produktkonfigurator, Informationen für etwa die Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zuzugreifen und somit weitere Prozesse entlang des Produktlebenszyklus zu vereinfachen.
Die Vorteile eines Produktkonfigurators liegen sowohl auf Seiten des Kunden als auch auf Seiten des Anbieters. Der Nutzer hat die Möglichkeit, mehrere Häuser parallel zu designen und diese miteinander zu vergleichen. Außerdem werden die durchgeführten Änderungen sowie deren Auswirkungen auf den Preis in Echtzeit dargestellt. Ein transparenter Vergleich der unterschiedlichen Optionen wird dadurch möglich. Während des kompletten Modellierungsverfahrens kann der Kunde sein Bauvorhaben in einer 3D-Ansicht visuell darstellen lassen. Das zukünftige Bauvorhaben wird im Wesentlichen durch das zur Verfügung stehende Budget definiert. Der Produktkonfigurator ermöglicht dem Anwender, die Produktkosten je nach Auswahl zu verfolgen und dieser hat somit immer einen Überblick über Produktkosten und Budget. Neben den direkten Kosten wird der Kunde auch über Folgekosten, die oft vernachlässigt werden, informiert, wie Kosten für die Fundamentvorbereitung bei Hanglagen oder den Anschluss an die Infrastruktur bei entlegenen Grundstücken. Die Produktkosten werden bei durchgeführten Änderungen an dem Modell in Echtzeit aktualisiert. Die enge Kunden-Anbieter Beziehung führt zu einer positiven Kundenbeziehung, was sich wiederum auf niedrige Reklamationsraten auswirkt. Nachdem der Produktkonfigurator unmittelbar in den Auftragsabwicklungsprozess eingebunden ist, lässt sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein voraussichtlicher Liefertermin benennen. Durch einen präzise vorgegebenen Liefertermin kann der Kunden den Umzug detailliert planen oder aber auch die bestehende Wohnung kündigen und so Kosten für die parallele Nutzung von dem neuem Haus und der gemieteten Wohnung sparen. Durch die individuellen Zugangsdaten kann der Anwender sich zu jeder Zeit am Produktkonfigurator anmelden, den Status einsehen oder Änderungen durchführen. Durch die Verarbeitung der Daten in Echtzeit können die Auswirkungen der Änderungen auf Produktkosten und Lieferzeitpunkt nachvollzogen werden.
Durch die zentrale Speicherung aller für das Bauvorhaben erforderlichen Daten und Informationen kann einem potenziellen Informationsverlust, etwa durch Wechsel der verantwortlichen Personen im Bauprozess, entgegengewirkt werden. Außerdem wird jegliche Kommunikation zwischen dem Auftraggeber und den ausführenden Stellen, beispielsweise per E-Mail, zusammen mit dem Bauvorhaben verlinkt, sodass die verantwortlichen Mitarbeiter jederzeit auf die vergangene Kommunikation zurückgreifen können. Durch die Berücksichtigung des ganzheitlichen Building Information Modelling wird in allen Phasen des Auftragsabwicklungsprozesses auf die selbe Datengrundlage zurückgegriffen und Medienbrüche und Doppelarbeiten werden vermieden. Im Zuge der Internationalisierung des modularen Hausbaus kann der Produktkonfigurator einen wesentlichen Beschleuniger bei der Umsetzung des Bauvorhabens darstellen. Hierzu erfolgt die Übersetzung des Konfigurators in die jeweilige Landessprache unter Berücksichtigung lokaler Anforderungen. Durch die Interaktion des Produktkonfigurators mit dem ERP-System sowie dessen Subsystemen lassen sich viele Prozessschritte automatisieren, welche ohne Produktkonfigurator manuell durchgeführt werden müssten. Auch die Aufbereitung und Bereitstellung der notwendigen Daten für die relevanten Unternehmensbereiche erfolgt, entsprechend dem ganzheitlichen Building Information Modeling, automatisiert und standardisiert, sodass keine zusätzlichen Mitarbeiter benötigt werden. Der Produktkonfigurator fungiert auch als Instrument für die Ableitung von Marktinformationen. Da jeder Anwender sein individuelles Haus konfigurieren kann, lassen sich aus den einzelnen Modellierungen konkrete Anforderungen der Kunden an die modularen Häuser ableiten. Auch Kunden, die aus reinem Interesse den Produktkonfigurator nutzen, hinterlassen ebenfalls wertvolle Informationen für die Unternehmen. Durch diese Informationen lässt sich das Angebot spezifisch, je nach Kundengruppe, anpassen. Darüber hinaus können auch Anbieter von spezifischen Dienstleistungen die Erkenntnisse nutzen, um maßgeschneiderte Finanzierungsleistungen oder Versicherungen anzubieten.
Der Produktkonfigurator hat nicht nur einen Nutzen zu Beginn des Produktlebenszyklus sondern bis zum Ende. Durch den Einsatz des Gebäudedatenmodellierungssystems, bei dem der Produktkonfigurator die Schnittstelle zum Kunden und Architekten ist, besteht über den kompletten Lebenszyklus die Möglichkeit, notwendige Informationen über bestimmte Bauelemente am Haus zu beschaffen. Dadurch können Reparaturen und Wartungsarbeiten vereinfacht werden. Sowohl für den Kunden als auch für den Anbieter schafft der Produktkonfigurator die Basis für eine strukturierte und transparente Planung des Bauvorhabens und über den kompletten Produktlebenszyklus hinweg.