[12.01.2018]
Geraten Unternehmen in eine Ergebniskrise, gilt es typischerweise eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, Projekte zur Sanierung zu finanzieren und die Bonität zu verbessern. In derartigen Situationen benötigen Unternehmen liquiditätsverbessernde Maßnahmen. Konventionelle Maßnahmen wie eine Ausweitung der Fremdkapitalaufnahme, Kosteneinsparungen, Kurzarbeit oder der Verkauf von Vermögenswerten oder ganzer Sparten stoßen oft bereits an ihre Grenzen.
Bei einer drohenden Standortschließung oder dem Risiko einer Insolvenz kommt den Arbeitnehmern eine besondere Rolle zu. Sie können durch Mitarbeiterbeiträge in die Sanierung und Krisenüberwindung des Unternehmens einbezogen werden. Mitarbeiterbeiträge stellen ein wichtiges Instrument dar, den „Turnaround“ zu schaffen und Arbeitsplätze zu erhalten. Das Aussetzen von Tariferhöhungen oder die Ausweitung der Wochenarbeitszeit stellen zwei von einer Vielzahl möglicher Ansätze dar. Oft werden diese an die Gewährung von Standort- und Beschäftigungsgarantien geknüpft.
Ein Unternehmen aus dem Bereich der Metallindustrie war seit mehreren Jahren mit einer Ergebniskrise konfrontiert. Hauptursachen hierfür waren ein zunehmender Wettbewerbsdruck aus China, hohe Strukturkosten am Hochlohnstandort Deutschland sowie Produktivitätsdefizite und Überkapazitäten. Daher beschloss das Management gemeinsam mit TCW ein umfassendes Sanierungsprogramm aufzusetzen, um kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, die Liquiditätssituation zu verbessern und die Krise zu überwinden.
Inhalt des Gesamtprojektes war die Analyse der Wettbewerbs- und Sanierungsfähigkeit des Unternehmens und die Ableitung und Umsetzung konkreter Sanierungsmaßnahmen.
Im ersten Schritt galt es, eine tragfähige und robuste Strategie für die Zukunft des Unternehmens zu entwickeln. Hierfür wurden die strategische Ausrichtung und die Kernkompetenzen des Unternehmens überprüft und für zukünftige Erfordernisse nachgeschärft.
Im zweiten Schritt wurden mögliche Beiträge zur Sanierung durch Kostensenkungen und effizienzsteigernde Investitionen ermittelt. Hierzu wurden in den Einzelgesellschaften die Wertströme in der Fertigung, die Kernprozesse in den indirekten Bereichen sowie die Fremdvergabe einzelner Umfänge hinsichtlich möglicher Optimierungsansätze analysiert und bewertet. Eine Vielzahl möglicher Investitionen zur Steigerung der Produktivität in Form neuer Anlagen, neuer Automatisierungslösungen sowie verbesserter ERP-Systeme wurden untersucht.
Im dritten Schritt wurden in Vorbereitung auf die Verhandlungen für einen Haustarifvertrag mögliche Beiträge der Arbeitnehmer zur Sanierung analysiert und quantifiziert. Folgende Szenarien wurden modelliert und die Machbarkeit überprüft:
Im vierten Schritt war es entscheidend, die richtige Balance zwischen den Interessen der einzelnen Anspruchsgruppen zu finden und geeignete Kompromisse auszuhandeln. Wichtig hierbei war es, dass die Summe der Beiträge der Arbeitnehmer zur Sanierung in einer ähnlichen Größenordnung lag wie die Eigentümerbeiträge in Form von Investitionen in die Zukunft und in die strategische Ausrichtung.
Richtig eingesetzt können zeitlich befristete, im Rahmen von Tarifverhandlungen vereinbarte Mitarbeiterbeiträge dabei helfen, Liquiditätsengpässe zu vermeiden und Unternehmenskrisen zu überwinden.
Verhandelte Mitarbeiterbeiträge bieten im Vergleich zu konventionellen Krisenmaßnahmen folgende Vorteile:
Beim beschriebenen Unternehmen konnten Einsparpotenziale allein auf Basis der Mitarbeiterbeiträge in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags pro Jahr ausgewiesen werden. 75% des ermittelten, maximalen Gesamtpotenzials konnten als Ergebnis der Tarifverhandlungen realisiert werden. Durch die ausgewogene Balance zwischen den Arbeitnehmerbeiträgen und den Beiträgen der Eigentümer in Form von Investitionen konnte ein Interessenausgleich erzielt werden und die Sanierung erfolgreich umgesetzt werden.