[13.08.1999]
Die Produktklinik - eine Keimzelle für Lernprozesse im Unternehmen
Wie können Konkurrenzprodukte analysiert und die gewonnenen
Erkenntnisse für Innovationen genutzt werden? Zur Beantwortung dieser
Frage entwickelte Univ.-Prof. Dr. Dr. Horst Wildemann, Lehrstuhl für
Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Logistik, das Konzept der
Produktklinik. Das Konzept beschleunigt innerbetriebliche Lernprozesse
und wurde bereits in über 40 Unternehmen erfolgreich eingeführt. Wo
immer Produkte in kurzen Zyklen erneuert werden müssen, wo immer es auf
eine konsequente Kundenorientierung ankommt, sind die Entwicklungs-,
Durchlauf- und Lieferzeiten kräftig zu verkürzen, die Kosten zu senken
und die Varianten effektiver zu managen. Doch mit den üblichen
Konzepten, die auch die Wettbewerber einsetzen, können kaum
Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Erfolg haben Unternehmen, die
schneller lernen als die anderen und ihre Innovationen in allen
betrieblichen Bereichen rascher verwirklichen - auf der Produkt- ebenso
wie auf der Prozessebene. Dabei kann industriellen Herstellern als
Keimzelle der innerbetrieblichen Lernvorgänge die Produktklinik dienen.
Dort werden die eigenen Produkte und Prozesse, aufbauend auf Markt-,
Wettbewerbs- und Kundendaten, direkt auf physischer Basis mit denen der
Marktrivalen verglichen. Die Idee der Produktklinik bietet den
Teilnehmern die Möglichkeit, das in den Konkurrenzprodukten gebundene
Wissen über einen analytischen Prozess kennenzulernen und zu nutzen, um
einen anderen Blick auf bestehende Zustände, im speziellen auf eigene
Produkte und Prozesse, in Gegenüberstellung zu den Wettbewerbsprodukten
zu bekommen. Das Team der Produktklinik wird so zusammengesetzt, dass
die gesamte Prozesskette von der Produktdefinition bis zum Service und
Recycling abgedeckt wird. Lern- und Kreativitätsmanagement mit Hilfe
der Produktklinik führt zu eindrucksvollen betriebswirtschaftlichen
Effekten (vgl. Abb. 1), die sich in nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen
niederschlagen. Die Veränderung vorhandener Lösungen durch Adaption von
erkannten Bestlösungen der Mitbewerber führte zu durchschnittlichen
Kostenreduzierungen von 25%, Leistungssteigerungen von 12% und einer
durchschnittlichen Reduzierung der Teileanzahl von 6%.
Abb.1: Betriebswirtschaftliche Wirkungen der Produktklinik