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Vernetzte Wertschöpfung als Enabler neuer Ertragspotenziale

[16.02.2017]

Foto: denisismagilov - fotolia.com
Die Digitalisierung und Vernetzung bringt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil mit sich. Nicht nur durch die Vernetzung von Maschinen, sondern auch durch qualifizierte Mitarbeiter, im Kundennutzen und bei intelligenten Maschinen ergeben sich noch neue Chancen. Der Mensch nimmt in vernetzten Wertschöpfungsketten eine tragende Rolle ein. Unternehmen die es geschafft haben ihre Wertschöpfungsketten zu vernetzen, profitieren von schnelleren Anläufen, einer verbesserten Qualität, geringeren Störzeiten und einer besseren Organisation der Fertigung.

Megatrend vernetzte Welt: Industrien im Wandel

Die Industrie 4.0 bedeutet nicht das alleinige Diktat des Digitalen, sie ist längst der größte Treiber unserer Wirtschaft. Was aber haben wir davon? Logistiker mögen sich daran berauschen, den Weg jedes Bauteils haarklein nachzuverfolgen und just-in-time einzubauen, was wiederum den Controller freut. Der eigentliche Gewinn aber steckt in der Analyse an sich banaler Einzeldaten, die eine Heerschar sensorbestückter Produkte und Bauteile, verteilt über den gesamten Globus, preisgibt. Sie verflüssigen verkrustete Produktionsprozesse aus dem letzten Jahrhundert zugunsten einer schlankeren, nachhaltigeren Wirtschaft. Dabei besteht die Kunst darin, durch kluge Fragestellungen Muster zu erkennen, die vorhandenen Daten zu verknüpfen und neue Innovationen abzuleiten. In der vernetzten Welt lässt sich schneller, flexibler und daher ressourcenschonender produzieren. Wer als Erster lernt, mit der Daten-Komplexität umzugehen, gewinnt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Wie werden Wertschöpfungsketten vernetzt?

Die zunehmende Vernetzung der Produkte und Prozesse erfolgt mit Hilfe moderner Sensorik, Telematik und Automatisierungslösungen. Damit lassen sich die Arbeitsabläufe verbessern und per Fernzugriff die Prozesse überwachen. Neben einer Datenerfassung und Dokumentation werden dabei auch Ferndiagnosen für Wartungszwecke ermöglicht. Ferner sind infrastrukturelle Voraussetzungen notwendig. Für die Digitalisierung werden neben einer Breitbandvernetzung auch Cloud-Computing und Data Analytics verwendet. Dies wird durch Cyber Security, Schnittstellendefinition und sichere Endgeräte ergänzt.

Die Chancen, die sich durch Industrie 4.0 ergeben, lassen sich für einen Hersteller nur durch eine enge Zusammenarbeit mit Kunden aus unterschiedlichen Branchen bereits während der Produktentwicklungsphase realisieren. Beispielsweise lassen sich alle Subsysteme des Motors vernetzen und optimal aufeinander einstellen, wenn die exakten Rahmenbedingungen und die Anforderungen der Applikationen in der Maschine bekannt sind. Smart Services durch intelligente und vernetzte Produkte verschiedener Hersteller und Anwender können dabei eine Schlüsselrolle spielen. Der zunehmende Einsatz von Sensorik und standardisierten Hard- und Software-Schnittstellen in den Produkten ermöglicht vielfältige intelligente Lösungen und Services wie vorausschauende Wartung und optimales Flottenmanagement.

Eine exzellente Wertschöpfung kann erst dann erreicht werden, wenn hoch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter sowie Führungskräfte mit ihren Ideen, ihrem Wissen und ihren Leistungsbeiträgen am gemeinsamen Wertschöpfungs- und Innovationsprozess aktiv beteiligt sind. Dabei sind die weichen Faktoren nicht zu unterschätzen und in das Konzept zu integrieren. So spielen Eigenschaften wie Mut, Kreativität, Fleiß und Kompetenz seitens Mitarbeitern und Führungskräften eine bedeutende Rolle. Aber: Vertrauen in den gemeinsamen Erfolg setzt Verantwortungsnachweise voraus. Und hierbei helfen digitale Technologien. Sie können vor allem eingesetzt werden

  • zur unterstützten Entscheidungsfindung durch Daten,
  • zur transparenten und offenen Kommunikation,
  • um Orientierung zu geben, Sinn zu stiften, zu motivieren und zu inspirieren sowie
  • zur Ausweitung des Handlungsspielraums der Mitarbeiter/-innen.

Die Digitalisierung ermöglicht neue Formen des Lernens.

Eine schlanke und selbststeuerende Produktion als Basis für vernetzte Wertschöpfungsketten

Modernste Fabriken arbeiten bis zum letzten Augenblick flexibel. Die Produkte, Maschinen und Anlagen kommunizieren dabei vollkommen autark miteinander, optimieren sich selbstständig und rekonfigurieren sich bei Bedarf eigenständig zu neuen Aufträgen. Voraussetzung hierfür sind universell einsetzbare Maschinen und Anlagen, die eine größtmögliche Flexibilität liefern.

Beim Autobauer AUDI lassen sich Fahrzeuge noch sechs Tage vor ihrer eigentlichen Montage individualisieren. Individuelle Fertigung ist seit jeher die Stärke der deutschen Wirtschaft, die es verstanden hat, auf Sonderwünsche einzugehen, ohne an der Komplexität der Fertigung zu ersticken. Nun geht der Wettlauf um den Kunden in eine neue Runde, und zwar in Echtzeit.

Es liegt auf der Hand, dass sich solche Fabriken durch ein Höchstmaß an Effizienz rechtfertigen lassen. Alles steht dort auf dem Prüfstand, und zwar ständig: Energie, Material und Kosten. Die Produktion von heute ist längst „lean and green“ und schafft es trotz geringer Fixkosten, durch den zunehmenden hohen Grad an Vernetzung, sich agil volatilen Anforderungen anzupassen.


Potenziale der Vernetzung

Unternehmen, die es geschafft haben ihre Wertschöpfungsketten zu vernetzen, profitieren von einerseits schnelleren Anläufen, einer verbesserten Qualität und reduzierten Beständen. Andererseits werden eine variantenreiche Fertigung ermöglicht sowie geringere Störzeiten, etwa durch Remote Services, und eine bessere Organisation der Fertigung gewährleistet.

Durch eigenverantwortliches Agieren in einem selbststeuernden Regelkreis resultiert eine hohe Flexibilität gegenüber Kunde und Markt und garantiert wandlungsfähige Strukturen. Simulationen helfen dabei Entscheidungen früher zu fällen, Folgekosten zu senken und damit insgesamt die Time-to-Market zu senken

Ein weiteres Potenzial liegt in der Reduzierung der Material- und Fertigungskosten durch neue Fertigungstechnologien. Besonders für Kleinserien oder wenn teure Materialien genutzt werden, zahlen sich maximale Flexibilität und minimale Verschwendung aus und sorgen für eine individuelle und kostengünstige Produktherstellung. Durch die Vernetzung von Wertschöpfungsketten können die Hersteller von der Kombination mehrerer Fertigungstechnologien profitieren.

Ferner gibt es großes Ertragspotenzial bei der Verknüpfung von Produkten und Services. Beispielsweise ist es mittlerweile durch die Schwarmintelligenz möglich, dass Autos sich gegenseitig über Gefahrenstellen oder freie Parkplätze informieren können. Verkehrsströme lassen sich dadurch optimieren. Diese neuen Geschäftsfelder in der Automobilindustrie gehen weit über das Auto als Fortbewegungsmittel hinaus.

Digitalisierung und Vernetzung bedeutet in Zukunft: Das einzelne Produkt mag noch so großartig und individuell gefertigt sein, es nimmt an Wert und Prestige ab. Die damit verbundenen Informationsflüsse hingegen werden immer interessanter, sobald es gelingt, sie in Geschäftsmodelle zu verwandeln.


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