[28.02.2014]
Bei dem betrachteten Unternehmen handelt es sich um ein Zulieferunternehmen für die Automobilindustrie mit Sitz in Deutschland. Das Unternehmen hat sich in der Vergangenheit durch eine hohe Innovationsfähigkeit ausgezeichnet. Um dem starken Wachstum sowie der Erschließung neuer Geschäftsfelder auch in Zukunft mit innovativen Produkten gerecht zu werden, erfolgte jüngst eine Umstrukturierung des Forschungs- und Entwicklungsbereichs. Reine Forschungsaufgaben wurden dabei zentralisiert, während die Produktentwicklungsaktivitäten dezentral den jeweiligen Bereichen zugeordnet worden sind. Die Restrukturierung führte zu neuen Herausforderungen bei der Abstimmung zwischen der zentralen Forschung und den dezentralen Entwicklungsabteilungen. Zu nennen sind hier die strukturierte Erhebung der Forschungsbedarfe aus den einzelnen Bereichen, eine anschließende Bewertung und Ressourcenplanung sowie eine zeitliche Priorisierung. Bisher wurde versucht, diesen Herausforderungen durch bilaterale Abstimmung zu begegnen. Der Erfolg war jedoch nur mäßig: Die Priorisierung der Forschungsaktivitäten führte zu einer ungenügenden Ressourcenallokation, Technologien wurden im Hinblick auf die Marktbedarfe zu spät erforscht, weshalb die Produktentwicklung teilweise selbst Forschungsaktivitäten durchgeführt hat. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen das TCW beauftragt, die Schnittstelle zwischen der zentralen Forschung und den jeweiligen Entwicklungsbereichen zu verbessern. Ziel war es, eine Klassifizierung und Priorisierung von Forschungsaktivitäten sicherzustellen sowie die Forschung und Entwicklung stärker miteinander zu verzahnen.
Das Projekt startete mit der Ausarbeitung eines Projektleitfadens, in dem die Projektziele und die Vorgehensweise beschrieben worden sind. Nach der Abstimmung des Projektleitfadens mit der Geschäftsleitung wurde eine Kick-Off Veranstaltung zur Information der Stakeholder durchgeführt. Diese wurden detailliert über die einzelnen Projektschritte informiert:
Die hier skizzierte Vorgehensweise für eine Verzahnung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ermöglichte eine schnelle Implementierung an den Schnittstellen zu den einzelnen Entwicklungsbereichen. Als Prozesseigentümer wurde die zentrale Forschungsabteilung bestimmt. Als Einzige hat diese funktionale Einheit Schnittstellen zu allen Entwicklungsbereichen und ist damit in der Lage, Forschungsbedarfe zu sammeln, zu konsolidieren und die entsprechenden Ressourcen für eine rasche Umsetzung bereitzustellen.
Durch den neu gestalteten Prozess für die Verzahnung der zentralen Forschung und den einzelnen Entwicklungsbereichen ist eine nachhaltige Sicherstellung und Verbesserung der Innnovationsfähigkeit gelungen. Als Beispiel ist hier die Entwicklung eines mobilen Head¬-Up-Display (HUD) für PKWs zu nennen. Die Technologie hierzu stammt ursprünglich aus dem militärischen Bereich und war bisher nur Limousinen der Oberklasse vorbehalten. Insbesondere für Mittelklasse- und Kleinwagen wurde das Marktpotenzial für Nachrüstgeräte ähnlich wie bei Navigationssystemen als sehr hoch eingestuft. Bei der Produktentwicklung war es Aufgabe der Forschungsabteilung, die Militärtechnologie unter Kosten-/Nutzenaspekten entsprechend anzupassen, während die Entwicklungsabteilung das entsprechende Produkt mit den Bedien- und Datenschnittstellen dazu entworfen hat.
Darüber hinaus ermöglichte der strukturierte Prozess der zentralen Entwicklung eine effiziente Konsolidierung und Priorisierung der Forschungsaktivitäten. Die daraus resultierende Forschungsroadmap und deren Ergebnisse ermöglichten eine kundenorientierte Entwicklung neuer Produkte. Die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens konnte so nachhaltig gestärkt werden.