[21.04.2014]
Länder-Beschaffungsindizes stellen die Kostenniveaus von Ländern für Materialen und Kaufteile gegenüber einem Vergleichsland dar und liefern somit Aussagen über den optimalen Beschaffungsort. Das TCW verfügt seit jeher über eine erprobte Bewertungssystematik zur Zielpreisermittlung im Global Sourcing. Neue Anforderungen, wie beispielsweise die Einbindung komplexer Wertschöpfungsstrukturen oder der Einbezug vielfacher länderspezifischer Parameter und Bedingungen, waren Anlass für eine Weiterentwicklung dieser Systematik zu einem Global Sourcing Index 2.0 (kurz GSI 2.0).
Der GSI 2.0 zeichnet sich durch drei wesentliche Neuerungen aus: Erstens werden länderspezifische Kaufteilkosten mit material- und fertigungsspezifischen sowie allgemeinen Länderbedingungen in Einklang gebracht. Dies ermöglicht es, die relativ hohen Kaufteilkosten bei günstigen Beschaffungsbedingungen eines Landes mit den niedrigen Kaufteilkosten bei ungünstigen Beschaffungsbedingungen eines anderen Landes zu vergleichen. Zweitens werden im Rahmen des GSI 2.0 die in einem Land verfügbaren Fertigungstechnologien berücksichtigt. Länder in denen beispielsweise die Fertigungskompetenz für das Feinstanzen bzw. Feinschneiden von legierten Stählen vorhanden ist, werden im Vergleich zu anderen positiv bewertet. Für Länder ohne diese Fertigungskompetenz werden die Importpreise und Zölle für die gestanzten Halbzeuge durch einen kostenmäßigen Aufschlag berücksichtigt. Drittens lassen sich künftig die Länder-Beschaffungsindizes anhand der optimalen Wertschöpfung sowohl für die Beschaffungskosten von Materialen und Kaufteilen (A-Kosten) als auch für die Beschaffungskosten zuzüglich der Logistikkosten und Zollgebühren in einem Verbauland (B/C-Kosten) ermitteln.
Die Ermittlung der Länder-Beschaffungsindizes zum GSI 2.0 beginnt für ein einfaches Material oder für ein komplexes Kaufteil immer mit einer detaillierten Analyse der aktuellen Sourcing-Situation sowie einer Analyse der zugrundeliegenden Wertschöpfungsstruktur. Anhand von unternehmensinternen Kosteninformationen lassen sich je Wertschöpfungsstufe die zugehören Kostenbestandteile erheben und indizieren. Gleichzeitig ist das länderspezifische Substitutionspotenzial zu definieren. Auf diese Weise lassen sich material- und fertigungsbezogene Kosten von nicht monetären „harten“ Länderparametern wie beispielsweise der Bearbeitungsqualität oder der Bearbeitungszeit entkoppeln. Im nun folgenden Schritt werden die korrespondierenden „weichen“ material- und fertigungsspezifischen sowie allgemeinen Länderbedingungen erhoben. Letztere charakterisieren die gegenwärtige und zukünftige Situation von Unternehmen in einem Land sowie die Situation der gesamten Volkswirtschaft. Damit werden auch Risiken aus Währungsschwankungen oder die Kofaktoren von Naturkatastrophen erfasst.
Aus der Multiplikation der länderspezifisch indizierten Kostenbestandteile, der Logistikkosten und Zollgebühren zwischen den Beschaffungsländern und der gewichteten indizierten Länderbedingungen ergibt sich im dritten Schritt ein neutraler GSI 2.0. Dieser liefert die gewünschte Aussage über die Kostenniveaus von Ländern gegenüber einem Vergleichsland.
Die analytische Ermittlung des GSI 2.0 resultiert im Wesentlichen aus einer realistischen Abbildung von fünf Faktoren:
Aus der Berechnung dieser Einzelfaktoren lassen sich n-fache Wertschöpfungsketten ableiten. Ausgehend vom Verbauland werden die Beschaffungsländer entlang der Wertschöpfungsstruktur abgebildet. Beispielsweise kann für das Verbauland Polen die Wertschöpfung auf der Ebene 1 über Rumänien und auf der Ebene 2 über Polen führen.
Die Kostenpotenziale des GSI 2.0 resultieren aus dem Vergleich der GSI 2.0-Werte mit den Werten einer Referenzwertschöpfung (=100 Indexpunkte). Die Wertschöpfung mit dem niedrigsten GSI 2.0-Wert bildet die Grundlage für den mit dem Lieferanten zu verhandelnden Einkaufpreis. Anhand einer Detailanalyse der Kostenbestandteilen und Länderbedingungen lassen sich zusätzliche Argumente für eine Sourcing-Entscheidung ableiten.
Der GSI 2.0 vereinfacht Sourcing-Entscheidungen durch die Aussagen über die kostenoptimale Wertschöpfungsstruktur bei der Beschaffung von Materialien und Kauteilen. Die dabei realisierten Kostenpotenziale mit dem GSI 2.0 betragen durchschnittlich 4%. Diese Verbesserung wirkt additiv zur Systematik der Zielpreisermittlung im Global Sourcing.
Das TCW unterstützt Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen mit einer fundierten Vorgehensweise bei der Ermittlung der Länder-Beschaffungsindizies mit dem GSI 2.0 sowie bei der unternehmensweiten IT-technische Umsetzung.