[05.08.2012]
Green Mobility verfolgt das ehrgeizige Ziel, das wachsende Mobilitätsbedürfnis mit einer signifikanten Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und somit der CO2-Emissionen zu harmonisieren. Als Technologielieferanten für alle Bereiche des Automobilbaus nehmen spezialisierte Chemieunternehmen im Entwicklungsprozess neuer Mobilitätstechnologien eine Schlüsselrolle ein. Um eine durchgängige Marktorientierung bei der Entwicklung neuer Technologien und Verfahren sicherzustellen, gilt es wesentliche Maßnahmen der Effizienzsteigerung hinsichtlich ihres Kosten-Nutzen-Verhältnisses kritisch zu hinterfragen. Das Rollenmodell des Automobils in künftigen multimodalen Mobilitätskonzepten muss detailliert beleuchtet werden.
Kontinuierlich ansteigende Preise für fossile Kraftstoffe, eine anhaltende öffentliche Diskussion über einen irreversiblen Klimawandel durch Treibhausgasemissionen, sich wandelnde Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung und kontinuierlich steigende gesetzliche Anforderungen an Emissions- und Verbrauchswerte von Pkw sind Indikatoren eines nachhaltigen Strukturwandels, der heute im Transportwesen stattfindet. Dass anspruchsvolle ökonomische und ökologische Rahmenbedingungen die Innovationskraft der Automobilindustrie immer wieder auf die Probe stellen, zeigt sich bereits in ihrer Entwicklungsgeschichte. Die in den 1970er Jahren aufgetretene Ölkrise zeigte erstmals die weitreichende ökonomische Abhängigkeit des Transportwesens von fossilen Kraftstoffen auf. Die gleichzeitige Publikation von Studien und Forschungsarbeiten über die langfristigen Folgen des verschwenderischen Umgangs mit fossilen Rohstoffen führten zu einer öffentlichen und politischen Debatte, die den Industrienationen erstmals die natürlichen Grenzen ihres Wachstums aufzeigte. Diese Debatte führte zu einem nachhaltigen Umdenken in Bezug auf den Umgang mit Ressourcen. Automobilhersteller reagierten mit hohen Investitionen in die Erforschung neuer Antriebskonzepte, die jedoch aufgrund des damaligen Reifegrads dieser Technologien nicht wirtschaftlich umsetzbar waren. Durch eine kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Automobilhersteller und Lieferanten erfolgte eine überproportionale Entwicklungsgeschwindigkeit neuer Materialien, Antriebskonzepte und Energieträger, die der Automobilindustrie heute die Chance eröffnet, neue Wege zu beschreiten, die Mobilität nachhaltig zu transformieren und die Fesseln der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu sprengen. Neue Technologien gehen dabei Hand in Hand mit neuen Nutzungskonzepten, die zu einem nachhaltigen Wandel der Mobilität führen.
Bereits heute lassen sich mehr als zwei Drittel der Treibhausgase in der Atmosphäre auf den Energiebedarf der Bevölkerung zurückführen. Davon sind mehr als 15 % der Treibhausgase dem Verkehr und der Mobilität des Menschen geschuldet. Vor diesem Hintergrund hat sich das Umweltbewusstsein im Bezug auf die individuelle Mobilität in den vergangenen zwei Jahrzehnten grundlegend verändert. Der Bedarf nach Green Mobility-Ansätzen hält mehr denn je gleichsam in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Einzug. Das größte Potenzial zur Reduzierung des Energieverbrauches und der resultierenden Treibhausgasemissionen bietet der Straßenverkehr, auf den pro Jahr circa 4 der 5,3 Gigatonnen der CO2-Emissionen entfallen.
Green Mobility zielt auf die Integration umweltschonender Innovationen in bestehende Mobilitätskonzepte im Straßen-, Schienen- und Luftverkehr ab. Bezogen auf das Straßenfahrzeug sind dies insbesondere Innovationen bei Reifen, der Fahrzeugkonstruktion, den Materialien, dem Antriebstrang, der Aerodynamik und der eingesetzten Elektronik. Die Optimierung dieser Zieldimensionen durch die Forschungs- und Entwicklungsleistung der Automobilhersteller und Zulieferer ist mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand verbunden. Diese hohen Investitionen sind mit hohen Risiken verbunden, die einer sprunghaften Markttransformation hin zu einer reinen Grünen Mobilität im Wege stehen. Um eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Verkehrswesens hin zu effizienten und ressourcenschonenden Technologien sicherzustellen, bedarf es differenzierter Kosten-Nutzen-Vergleiche der technischen und organisatorischen Maßnahmen. Green Mobility bedeutet jedoch mehr als die Optimierung und den Austausch bestimmter Fahrzeugkomponenten durch innovative Nachfolgetechnologien. Das Konzept umfasst eine tiefgreifende Transformation des Transportwesens durch die verstärkte Nutzung intermodaler Verkehrskonzepte, die einen reibungslosen Wechsel der Verkehrsträger ermöglichen. Optimierungsmaßnahmen im Straßenverkehr müssen auf der Grundlage der Substitutionsbeziehungen zu anderen Verkehrsmitteln wie dem Schienen- und Luftverkehr betrachtet werden. Aus der Analyse der politischen, technischen und sozialen Rahmenbedingungen im Bezug auf die individuelle Mobilität lassen sich folgende Kernerkenntnisse ableiten:
Die Studie „Green Mobility - Maßnahmen zur Verringerung von CO2-Emmissionen im Vergleich“ untersucht mit Hilfe einheitlicher Vergleichskriterien die Wirkung von Maßnahmen zur CO2- Reduktion bei einzelnen Verkehrsmitteln und gibt einen Ausblick auf die Entwicklungen der Chemieindustrie, die den Entwicklungspfad zur Green Mobility aktiv unterstützen. Beleuchtet werden Maßnahmen wie der Einsatz von Elektro- und Hybridmotoren, Fahrassistenzsystemen, Leichtbau sowie die Verwendung rollwiderstandsoptimierter Reifen und weitere Enabler für eine energieeffiziente Fortbewegung. Substitutionsbeziehungen zu den weiteren Verkehrsmitteln wie Bahn und Flugzeug werden detailliert analysiert. Die Studie leistet einen Beitrag für die Konsumenten, die Automobilindustrie, Zulieferer und angrenzende Branchen, die politischen, gesellschaftlichen und technischen Auslöser und Wirkungen energieeffizienter Mobilitätskonzepte zu verstehen und frühzeitig auf kommende Entwicklungen im Mobilitätssektor zu reagieren.