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Instandhaltungsmanagement der Zukunft

[19.08.2004]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
Scott Adams, ein bekannter amerikanischer Cartoonist hat sich zum Stichwort Technologie folgendermaßen geäußert: "Für den Ingenieur kann jegliche Materie des Universums einer von zwei Kategorien zugeordnet werden: (1) Dinge, die repariert werden müssen, und (2) Dinge, die repariert werden müssen, nachdem man ein paar Minuten lang damit gespielt hat." Welche Auswirkungen diese plakative Aussage auf das von der Instandhaltung zu erfüllende Aufgabenspektrum hat, lässt sich allerdings nicht so einfach beantworten.

Das Instandhaltungsmanagement hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. War früher die Instandhaltung nur ein notwendiges Übel, dessen Fixkostenblock zu akzeptieren war, so wird die Instandhaltung inzwischen als interne oder fremdbezogene Serviceleistung gesehen, die einen bedeutenden Anteil an der betrieblichen Wertschöpfung einnimmt und damit nachhaltig zum Unternehmenserfolg beiträgt.

Eine hohe Anlagenverfügbarkeit, die zeitnahe Reparatur der Anlagen, die flexible Abrufbarkeit von instandhaltungstypischen Serviceleistungen, die Reduzierung von Wartungs- und Reparaturzeiten tragen zur dauerhaften Kostenreduzierung, zur Verminderung des Ausfallrisikos der Anlagen, zu einer höheren und verlässlicheren Produktqualität sowie zu einem effizienten Asset Management bei. Asset steht in diesem Zusammenhang nicht nur für die zu instandhaltende Anlage, sondern vielmehr für den Wert, der durch ein effizientes Instandhaltungsmanagement gesichert wird. Allerdings erweist sich die Operationalisierung des Nutzens von Instandhaltungsleistungen, insbesondere der exakte Ausweis von Erlösen, die durch modernes Instandhaltungsmanagement erzielt werden können im Gegensatz zur Erfassung der Instandhaltungskosten derzeit noch als äußerst schwierig.

Der Wandel des Instandhaltungsmanagement zeigt sich insbesondere in der Weiterentwicklung von Instandhaltungsstrategien und -konzepten. Die klassische korrigierende Instandhaltung, die die Reparatur der Anlage nach Ausfall vorsieht, wurde von der präventiven Instandhaltung, deren Schwerpunkt auf der vorausschauenden Wartung liegt sukzessive ersetzt. Spätestens mit der zunehmenden Verkettung von Anlagen musste eine Ablösung der "Abwartestrategie" vollzogen werden, da der Ausfall einer Maschine den Stillstand der gesamten Fertigungsstraße/-linie und damit sehr hohe Stillstandskosten zur Folge hatte. Die rasante Weiterentwicklung im technologischen Bereich führte beispielsweise durch den Einsatz von SCADA-Systemen, Sensoren oder Fernwartungs- und Diagnosesystemen zur Konzeption der zustandsorientierten Instandhaltung, die eine on-line oder off-line Überwachung der Maschinen durch modernsten Medien- und Technikeinsatz ermöglicht. Ansätze wie das Total Productive Maintenance (TPM), das Total Quality Management (TQM) sowie die Just-in-time-Maintenance repräsentieren ganzheitliche Konzepte, die methodische Unterstützung für die Realisierung einer effizienten Instandhaltung bieten.

Das Instandhaltungsmanagement der Zukunft erfolgt IT-gestützt und nutzt modernste Technologien und Systeme wie beispielsweise Telediagnose, Expertensysteme und Wissensmanagement-Tools, Barcodeleser, Mobiltelefone, Laptops, Scanner, Handhelds, Computerized Maintenance Systems (CMMS), CAD-Systeme, SCADA-Systeme oder GIS-Systeme und hat z.B. Zugriff auf Web-Kataloge für die Beschaffung von Ersatzteilen. Durch den Einsatz dieser Systeme kann das Instandhaltungsmanagement in seiner Effizienz deutlich gesteigert werden, da Prozesse automatisiert, beschleunigt und im globalen Verbund online vernetzt werden können.

Am Lehrstuhl von Prof. Wildemann wurde in dem europäischen Forschungsprojekt "PROTEUS" eine internet-basierte Instandhaltungsplattform im Verbund von französischen, belgischen und deutschen Partnern erarbeitet. Ziel des Projektes ist die Steigerung der Effektivität von Instandhaltungsprozessen mittels Einsatz von Internettechnologien. Der generische Charakter der Kommunikationsplattform liegt speziell in der Unterstützung des Instandhaltungsmanagement unterschiedlicher Branchen sowie Anwendungsfeldern wie beispielsweise Transport sowie Produkt- und Prozessindustrie. Angestrebt werden in ökonomischer Hinsicht die Reduzierung von Instandhaltungskosten, die Verringerung von Diagnose- und Ausfallzeiten sowie die Reduzierung von Maschinenstillständen infolge des Einsatzes moderner Anlagenüberwachungs- und Diagnoseverfahren. Gerade die Abbildung und Optimierung instandhaltungslogistischer Abläufe, die Unterstützung von e-Documentation, die Implementierung eines e-gestützten Wissensmanagement, die Gestaltung von Schnittstellen zwischen ERP-, CMMS- und SCADA-Systemen oder der Support von Instandhaltungsmitarbeitern durch mobile Systeme tragen nachhaltig zur Erreichung der wirtschaftlichen Zielsetzung des Forschungsprojektes bei. Im Zentrum der Aktivitäten steht nicht die Neuentwicklung von Systemen, sondern die Optimierung vorhandener Instrumente und Methoden des Instandhaltungsmanagement durch die Erschließung vorhandener technischer sowie wissenschaftlicher Potenziale.

Die bisherigen Ausführungen beziehen sich auf die erste Kategorie des Zitates von Scott Adams. Das zweite Problemfeld allerdings läßt sich nur zielführend erschließen, wenn Mitarbeiter und Führungskräfte ausreichend in Instandhaltungsphilosophien und -strategien sowie Handhabungs- und Wartungsspezifika des jeweils betreuten Maschinenparks geschult sind. Denn jeder Anlagenstillstand, der durch die unsachgemäße Instandhaltung der Maschinen verursacht ist, führt nicht nur zu hohen Stillstands- und Instandhaltungskosten, sondern in der Regel gleichzeitig zu einem schnelleren Werteverzehr der Instandhaltungsobjekte im Sinne einer beschleunigten Veralterung des Anlangenparks und damit in Konsequenz zu hohen sowie zeitlich vorgezogenen Investitionen.

Das Instandhaltungsmanagement der Zukunft vereint also technische, betriebswirtschaftliche sowie pädagogische Aspekte einer partizipativen und wertorientierten Unternehmensführung.

Hinweise zum Forschungsprojekt PROTEUS

Seminarhinweis:

  • KANBAN: Workshops mit Werksbesichtigungen 22. Sept. / 27. Okt. / 01. Dez. 2004 / 19. Jan. 2005

Weiterführende Literatur:

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