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Märkte mit Zukunft - Erneuerbare Energien in Indien

[07.12.2010]

Foto: byheaven - fotolia.com

Indien ist ein sehr dynamischer und für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger werdender Markt. Besonders die Kompetenzen deutscher Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Umwelttechnologie sind in Indien sehr gefragt. Allerdings haben es bisher nur wenige dieser Firmen geschafft, sich auf dem Markt erfolgreich zu etablieren. Um deutschen Unternehmen eine Einblick in die Besonderheiten des indischen Marktes zu ermöglichen, fand im Oktober 2010 in Kooperation mit Bridge to India eine Geschäftsreise nach Indien statt.

Indien weist ein stabiles und starkes BIP-Wachstum auf. Das Wachstum wird vor allem durch die inländische Nachfrage erzeugt. Zudem ist Indien ist durch einen sehr großen und stark wachsenden Energiebedarf geprägt. Das Netz ist unterversorgt mit Strom, aktuell besteht ein Defizit von 12-15 GW. Aufgrund des enormen Wirtschaftswachstums in Indien wird das Stromdefizit voraussichtlich weiter wachsen. Aktuell haben etwa 400 Millionen Inder keinen Zugang zu Netzstrom. Erneuerbare Energien konkurrieren nicht mit dem billigen Netzstrom, sondern mit den teuren Dieselstromkosten. Dieselgeneratoren werden eingesetzt, um das bestehenden Energiedefizit und die damit unweigerlich verbundenen Stromausfälle zu überbrücken.

Rahmenbedingungen im indischen Energiemarkt

Um den Energiehunger zu stillen, wird in Indien der Einsatz von erneuerbaren Energien stark gefördert. Förderungsbedingungen sind jedoch oftmals intransparent und werden sich zukünftig noch weiter entwickeln. Dennoch ist es für deutsche Unternehmen zu empfehlen, einen Markteintritt jetzt zu forcieren. Ein Warten auf die genaue Festlegung der Bedingungen kann zu erheblichen Nachteilen führen, denn es ist wahrscheinlich, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Marktanteile schon verteilt sein werden. Die derzeitige Entwicklung bietet zudem große Chancen für private Unternehmen, die Rahmenbedingungen gemeinsam mit der Regierung auszugestalten. Bisher wurden in Indien durch den privaten Sektor noch keine umfassenden Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien getätigt.

Die von der indischen Regierung gesetzten Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien sind ambitioniert, jedoch erforderlich, um das starke Wirtschaftswachstum des Landes nicht zu bremsen. Die EU hat zusammen mit dem MNRE (Ministry of New and Renewable Energy) ein Programm über 10 Millionen Euro zur Förderung von erneuerbaren Energien in Indien verabschiedet. In diesem Programm werden "waste-to-energy"-Projekte, Biodiesel-Projekte und eine Studie zur Beurteilung des Windpotenzials durchgeführt. Derzeit wird zwischen der EU und Indien über ein Freihandelsabkommen diskutiert.

Erfolgsfaktoren beim Markteintritt in Indien

Erfolgskriterien im indischen Markt sind: Ein Verständnis des vielfältigen, komplexen und dynamischen Marktes, Zugang zu einem ausgereiften Netzwerk aus lokalen Kontakten, ein kluger und weitsichtiger Umgang mit Bürokratie und Politik, die gezielte Ausrichtung der Produkte auf den Markt wie auch ein langer Atem. Eine Adaption der Geschäftsmodelle auf den lokalen Markt ist oft unabdingbar, um Zielpreise erreichen zu können. Serviceleistungen und die Bereitstellung von Ersatzteilen bieten neben der hohen Qualität eine Möglichkeit zur Mehrpreisfähigkeit. Ein gegenwärtiger Markteintritt ist sinnvoll, da die Chance besteht, auf die politischen Rahmenbedingungen einzuwirken, First-Mover Vorteile abzuschöpfen und ein Gegengewicht zur Expansion indischer Unternehmen nach Europa zu schaffen. Neue Technologien und Lösungen müssen in Indien erprobt und vorgezeigt werden, um die Skepsis von Finanziers und Kunden zu überwinden. Hierzu bieten Public-Private-Partnerships deutschen Unternehmen eine interessante Möglichkeit.

Herausforderungen für Investoren

Eine der größten Herausforderungen ist, die Investoren, Nutzer und Betreiber von der effektiven, verlässlichen und marktpreisorientierten Funktionsfähigkeit einer Erneuerbare-Energien-Anlage zu überzeugen. Ein bewährtes Instrument dazu sind durchgeführte Referenzprojekte.

Indien ist geprägt durch attraktive Bedingungen für verschiedenste Projekte. Die Risiken bei der Durchführung entsprechender Vorhaben beziehen sich auf EPC-Rahmenbedingungen, die Kreditwürdigkeit des Geschäftspartners, gesetzliche Rahmenbedingungen, das Verhältnis von Ertrag zu Risikoprofil und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Bei der Risikoevaluation bedarf es eines Vorabaudits der lokalen Gegebenheiten. Dies kann nur mit ortsansässigen und in der Gemeinde kulturell und sozial akzeptierten Partnern erfolgen. Eine effektive lokale Due Diligence kann lange Verhandlungen verhindern und dem Scheitern des Projektes vorbeugen.

Produkte "Made in Germany" werden in Indien für ihr hohes Maß an Präzision, Beständigkeit und Verlässlichkeit geschätzt. Für einen erfolgreichen Markteintritt müssen verschiedene Eintrittsbarrieren, die aus dem Produkt, dem Markt, der regulatorischen Umwelt, der Kultur, Personalfaktoren und den gesetzlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsaspekten bestehen, überwunden werden. Es besteht die Notwendigkeit einer spezifischen Bewertung der Absatzpotenziale für die angebotenen Technologien und Produkte und die Einhaltung der Kundenanforderungen. Eine produktspezifische Adaption ist erforderlich. Produkteigenschaften, der Produktpreis und die Supply Chain müssen an die Besonderheiten des Marktes angepasst werden. Zur zielmarktgerichteten Produktgestaltung ist die Ableitung von Zielkosten erforderlich. Hierzu können verschiedene Methoden wie die "Produktklinik" und die Optimierung des "Global Footprint" eingesetzt werden. Bei einer Produktanpassung sind zudem die Kundenanforderungen sowie der erforderliche Local Content zu berücksichtigen. Es ist wichtig, durch technische Innovation die Kosten der Energiegewinnung zu reduzieren.

Weiterführende Literatur

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