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Reduzierung ungeplanter Abweichungen im Produktanlauf

[20.09.2013]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com
Wie können bei kontinuierlich steigenden Produktanläufen die ungeplanten Abweichungen reduziert werden? Diese Frage stellte sich im Rahmen eines Projektes. Das Un­ter­neh­mens­wachs­tum belief sich in den letzten Jahren mit durchschnittlich 8,5% auf einem sehr hohen Niveau. Vor allem die BRIC-Länder standen im Fokus. Mit der Wachs­tums­ver­schie­bung hat sich der Gesamtmarkt verändert. Um dem massiven Preiswettbewerb entgegen zu wirken wurde entschieden, innovative Produkte mit einem hohen lokalen Wertschöpfungsanteil schneller auf den Markt zu bringen.

Erhöhte Anforderungen an den Anlauf von neuen Produkten

Neue Produkte und Varianten in immer kürzeren Zeiträumen auf den weltweiten Markt zu bringen zeichnet international erfolgreiche Unternehmen aus. Die sich schnell verändernden Pro­dukt­an­for­de­run­gen der unterschiedlichen Kunden und die damit ständig variierenden Nachfragewünsche zwingen die Unternehmen zu immer kürzeren Produktlebenszyklen, einer hohen Innovationsrate sowie flexiblen Fertigungskapazitäten. Dabei reicht es heute nicht mehr aus, einfach die Entwicklungszeit bis zur Marktreife zu verringern, um am Markt bestehen zu können. Vielmehr gilt es, eine immer größere Zahl von Produktanläufen in kürzeren Abfolgen zeit- und kostensparend zu realisieren.

Zielsetzung: Reduzierung ungeplanter Abweichungen

Ziel war die Identifikation von konkreten Handlungsempfehlungen für eine signifikante Reduzierung ungeplanter Abweichungen. Die Zielsetzung lag

  • in der Bestimmung der Herausforderungen im Anlauf von verschiedenen Produkten,
  • einen Vergleich zwischen den verschiedenen Produktanläufen der letzten Jahre,
  • die Ermittlung der jeweiligen Stärken, Schwächen sowie der übergreifenden Einflussfaktoren,
  • deren pilothafte Übertragung auf laufende Produktanläufe sowie
  • die Nutzung der gewonnenen Erfahrungen zur Reduktion ungeplanter Abweichungen für zukünftige Produktanläufe.

Vorgehensweise zur Reduktion von Anlaufabweichungen

Das Ziel des Projektes war, die Schwächen der vergangenen Produktanläufe zur Reduktion ungeplanter Abweichungen zu ermitteln. Diese Analyse umfasste verschiedene Anläufe der letzten Jahre sowie die Ermittlung der Herausforderungen von der Produktentwicklung bis zum SOP. Das Projekt hatte folgende Kerninhalte:

  1. Ermittlung der relevanten Daten für bestehende Anläufe unterschiedlicher Produkte.
  2. Parallele Datenerhebung zu den Anläufen, deren Herausforderungen sowie deren Strukturierung in Abstimmung mit dem Projektteam.
  3. Bestimmung der Potentiale und Maßnahmencluster auf Basis der gewonnenen Anlaufherausforderungen in Workshops.
  4. Definition von Handlungsfeldern zur Reduktion ungeplanter Anlaufabweichungen.

Nach der Konzipierung und Ausgestaltung einer Anlaufoptimierung wurden diese gemeinsam im Unternehmen umgesetzt. Dabei konnte das bereichsübergreifende Verständnis der Mitarbeiter über die Auswirkungen von Verzögerungen und Produktänderungen in der Entwicklung, der Ab­stim­mungs­auf­wand zur virtuellen Absicherung sowie die frühere Einbindung von Erfahrungen der Werke, Lieferanten und Mitarbeiter in die Entwicklung erreicht werden. Damit konnte schlussendlich ein gemeinsames Verständnis für die Ziele sowie der notwendigen Maßnahmen in den einzelnen Bereichen entwickelt werden, um so die Umsetzung maßgeblich zu erleichtern.

Ergebnispotenzial bei ungeplanten Abweichungen

Jeder Produktanlauf verlangt nach einer eigenen Vorbereitung im Umgang mit ungeplanten Abweichungen. Ungeplante Abweichungen entstehen häufig durch Änderungen am Produkt kurz vor SOP. Diese bedeuten einen erhöhten Ressourcenaufwand bei gleichzeitig festem Terminplan und fixem Produktionsstart. Die erhöhten Ressourcenaufwendungen zur Realisierung von Änderungen schlagen sich auf die vom Projekt zu tragenden Anlaufkosten nieder. Die Anlaufvorbereitung trägt - neben weiteren Faktoren – maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg bei, da sie massiven Einfluss auf die Änderungsaufwände nimmt.


Abbildung 1: Reduktion ungeplanter Produktänderungen reduziert Anlaufkosten

Dabei ist zu beachten, dass die kurzen Produktlebenszyklen und die ansteigenden Änderungen mit fortschreitender Entwicklung die Einführung neuer Produkte für die Produktion deutlich erschweren. Die Produktänderungen wirken sich häufig auf die Werkzeuge, Fügeverfahren und Fügefolgen sowie die Anlagen aus. Die Aufgabe der Anlaufvorbereitung besteht darin, die in kürzerer Abfolge auftretenden Anläufe so zu beeinflussen, dass die zusätzlichen Aufwände wie Ressourcen, Änderungsanzahl und Änderungskosten sowie die Abstimmung zwischen den Beteiligten in der Anlaufphase verringert und die Anlaufphase selbst verkürzt wird. Mit erhöhter Transparenz über die Folgen von Änderungen zwischen Entwicklung und Produktion lassen sich ungeplante Abweichungen im Anlauf deutlich reduzieren. Die Anlaufphase sowie die Reduktion von Abweichungen in der Produktion sind dabei maßgeblich durch Lernvorgänge von erfahrenen Anlaufmitarbeitern sowie die Weiterqualifizierung von neuen Anlaufmitarbeitern geprägt.

Publikationen

  • Änderungsmanagement
    Leitfaden zur Einführung eines effizienten Managements technischer Änderungen
  • Anlaufmanagement
    Leitfaden zur Verkürzung der Hochlaufzeit und Optimierung der Anlaufphase und Auslaufphase von Produkten
  • Entwicklungsprozess
    Einführungsleitfaden für ein kundenorientiertes Redesign und Time to Market
  • Fixkostenmanagement
    Leitfaden zur Anpassung von Kostenstrukturen an volatile Märkte
  • Innovationsmanagement
    Leitfaden zur Einführung eines effektiven und effizienten Innovationsmanagements
  • Komplexitätsmanagement
    Komplexitätsmanagement in Vertrieb, Beschaffung, Produkt, Entwicklung und Produktion
  • Produktivitätsverbesserung
    Leitfaden zur kurzfristigen und permanenten Produktivitätssteigerung in kleinen und mittleren Unternehmen
  • Variantenmanagement
    Leitfaden zur Komplexitätsreduzierung, Komplexitätsbeherrschung und Komplexitätsvermeidung

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