[01.04.2020]
Durch Innovations- und Technologieoffensiven lässt sich Wertschöpfung in die eigene Region zurückholen. Langfristig können wir in Deutschland den Low-Cost-Preiskampf nicht gewinnen. Die Antwort kann für uns nur darin liegen, die Innovationsführerschaft zu suchen und durch höheren Kundenmehrwert dafür zu sorgen, dass der Kunde unsere Lösungen vorzieht, auch wenn sie teurer sind. Diese Strategie lässt sich branchenübergreifend durchführen, besonders die produzierende Industrie benötigt sie. Die additive Fertigung zeigt schon heute, wie das funktionieren kann.
Technologieoffensiven funktionieren auch für sehr traditionelle Industrien, wie etwa im Werkzeugbau. Dass diese Branche direkt von der Elektromobilitätswende betroffen ist, ist jedem bewusst. Auch wenn für Elektromotoren trotzdem noch Werkzeuge gebraucht werden, kann es sein, dass die alten Kunden wegbrechen. Gleichzeitig ist die Branche unter Druck durch den Low-Cost-Wettbewerb im Werkzeugbau aus China. Was können Lösungen sein? Etwa eine Technologieoffensive mit Additive Manufacturing?
Der Einsatz von 3D-Druck im Werkzeugbau ist sehr innovativ und es lassen sich komplexe Geometrien und dünne Wandstärken bei gleicher Materialqualität herstellen – für die Wandungen bei Elektromotoren eine sehr sinnvolle Sache. Außerdem lassen sich niedrigere Zykluszeiten realisieren – ein technologisches Alleinstellungsmerkmal, das vor Low-Cost-Imitaten schützt. Auf Basis der Erfahrung aus verschiedenen Branchen unterstützt das TCW Unternehmen auch dabei, wertstiftende Anwendungsfälle im eigenen Unternehmen zu identifizieren.
Das Beispiel zeigt eines: Sicher muss man sich weiterentwickeln, aber wenn die Zulieferindustrie das eigene Know-How und Domainwissen für disruptive Innovationen nutzen kann, sinken die Zukunftssorgen. Neue Innovations- und Technologieoffensiven, wie etwa durch Additive Manufacturing, bieten häufig zwei Vorteile:
Einerseits setze ich mich durch mehrpreisfähige Premiumprodukte vom internationalen Wettbewerb ab und andererseits kann ich Wertschöpfung häufig in die eigene Region zurückholen, was wiederum mehr Stabilität verspricht.
Industrie 4.0 wurde vielfach als Jobkiller verschrien. Der Trend erzeugt globalisierte Lieferketten durch Hightech aus Asien. Dies mache abhängig, so eine häufig genannte These. Doch das stimmt bei näherer Betrachtung nicht. Genau mit Instrumenten zur smarten und additiven Produktion aus Deutschland können wir unseren Standort schützen und stärken. Durch die zunehmende Individualisierung der Nachfrage und die Beschleunigung des Geschäfts erhält derjenige den Auftrag, der prompt liefert, weil er schnell und in der Nähe fertigt. Mit Hilfe der Additiven Fertigung lassen sich binnen kurzer Zeit Bauteile in beliebiger Komplexität herstellen. Für die hiesige metallverarbeitende Industrie besteht ein riesiges Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und sogar die Produktion nach Deutschland zurückzuholen.
Mit 7 Mio. Beschäftigen zählt Deutschland zu den größten Industriestandorten der Welt. Zudem sitzen hier die wichtigsten Technologieanbieter, die die Bausteine für vernetzte und smarte Produktion liefern können: Sensoren, intelligente Werkzeuge, kollaborative Robotik und Aggregate - alle made in Germany. Nur mit Bits und Bytes kann nicht produziert werden. Wir sollten also nicht versuchen, die Plattform- oder Software-Könige dieser Welt zu überholen und uns auf das zurückbesinnen, was uns groß gemacht hat: Ehrlicher Maschinenbau, aber eben jetzt smart.