Der Trend zur Reduzierung der Leistungstiefe im eigenen Unternehmen hat zu einer Steigerung der Bedeutung des Einkaufs geführt. Der Einkauf agiert immer globaler und hat die Aufgabe, eine wettbewerbsfähige internationale Lieferantenbasis zu identifizieren. Zunehmende Produktionsverlagerungen verlangen auch von der Beschaffung auch eine permanente Adaptierung internationalen Lieferantenströme. Immer häufiger werden Leistungsumfänge von den Lieferanten abgefragt. Damit verbunden steigen die Qualitätsanforderungen an die Lieferanten und an ein durchgängiges Lieferantenmanagement. Zusätzlich binden immer mehr Unternehmen Lieferanten und Einkauf gezielt in die Produktentwicklung ein, um das Know-how dieser Gruppen zu nutzen und den Kostenaspekt der Beschaffung bereits in dieser frühen Phase berücksichtigen zu können. Neben der Einbindung in die Produktentwicklung ist auch die Integration des Einkaufs in die Projektabwicklung und die Optimierung des Supplier Footprints im Rahmen des Cost Engineerings im Einkauf zu realisieren.
Das Cost Engineering im Einkauf basiert auf einer Wertsteigerung durch die frühzeitige Einbindung der Beschaffung in den Produktentstehungsprozess zum Aufzeigen von Einsparpotenzialen durch einen optimierten Supplier Footprint und eine Zielkostenermittlung sowohl für Eigen- als auch Fremdprodukte. Dies beinhaltet das Schaffen von Transparenz der Produkt- und Projektkostensituation sowie ein Benchmarking und Best-Practice Vergleich. Diese Transparenz erlaubt eine Optimierung der Herstellkosten durch konstruktive Veränderungen im eigenen Haus sowie die Nachverhandlung mit bestehenden Lieferanten. Ebenso sollte die Lieferantenstruktur analysiert und Maßnahmen zu deren Optimierung abgeleitet werden.
Die wesentlichen betriebswirtschaftlichen Konzepte innerhalb des Cost Engineering im Einkauf sind neben dem Advanced Purchasing die Produktkostenkalkulation, die Conjoint-Analyse sowie die Supplier Footprint Optimierung mit Hilfe von Global Sourcing Indices. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Funktion eines Advanced Procurement Engineers, der sich neben dem Lieferantenmanagement auch aktiv in die Produktentwicklung einbringt. Cross-funktionale Teams werden hierzu installiert.
Die Produktkostenkalkulation schafft insbesondere Transparenz über die Herstellkosten der Kaufteile. Daraus lassen sich Zielkosten ableiten. Auf Basis dieser Analysen ist ein fundierter Kostenvergleich im Rahmen eines internationalen Benchmarkings möglich.
Mit Hilfe einer Conjoint-Analyse lassen sich Kundenpräferenzen eindeutig identifizieren und die Produktentwicklung anhand derer ausrichten. Dadurch werden Over-Engineering und Überfunktionalitäten im Produktprogramm vermieden und zugleich mehrpreisfähige Varianten identifiziert.
Die Supplier Footprint Optimierung bietet zum einen Unterstützung bei der weltweiten Suche nach geeigneten Lieferanten und zum anderen quantitative Aussagen über Einsparpotentiale auf Basis von unterschiedlichen Faktorkosten. Dies dient auch als Argumentationsunterstützung für Lieferantenverhandlungen.
Durch diesen integrativen Konzepteinsatz wird ein nachhaltiger Vorsprung vor dem Wettbewerb erzielt.
Die Vorgehensweise für ein Cost Engineering im Einkauf gliedert sich in die Analyse der Basisdaten im Einkauf, die Konzepterstellung für ein Advanced Procurement Engineering, die Kalkulation der Herstellkosten ausgewählter Kaufteile, die Durchführung einer Conjoint-Analyse, die Optimierung des Global Footprints sowie der Umsetzungsunterstützung.
Die konsequente Umsetzung des Cost Engineerings im Einkauf führt sowohl zu qualitativen als auch quantifizierbaren Ergebnissen. Das TCW hat das Konzept bereits bei Unternehmen unterschiedlicher Branchen erfolgreich implementiert und dabei drei wesentliche Potenzialquellen erschlossen. Die Reduzierung der Entwicklungszeit, die Reduzierung der Entwicklungskosten sowie die Senkung von Materialkosten.
Abb.: Potenziale des Cost Engineerings im Einkauf