Zeitkritische Ersatzteillogistik im Maschinenbau
[26.11.2013]
Die Entwicklung des deutschen Maschinenbaus
Der Maschinenbau in Deutschland wird von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt. Daher ist die Branche mit etwa 6.165 Unternehmen ein wichtiger Wachstumstreiber der deutschen Industrie. Außerdem ist der deutsche Maschinen- und Anlagenbau nahezu unbeeindruckt von Krisen, sodass sich in den Jahren 2010 und 2011 der Produktionszuwachs auf 22 % belief. Die Umsätze im deutschen Maschinenbau entwickelten sich in den letzten Jahren ebenfalls sehr positiv. So stiegen die Umsätze von 2005 bis 2012 um 43,7 % (4,8 % p.a.) auf 217 Mrd. Euro, der Umsatzausblick zeigt weiteres Wachstum in der Größenordnung von 3 % bis 5 % p.a. Auch die Beschäftigtenzahlen stiegen von 2005 bis 2012 um 12,4 % (1,7 % p.a.) auf 971.000 Beschäftigte. Die Anzahl der Beschäftigen wird in den nächsten Jahren weiterhin zwischen 1 % und 2 % p.a. steigen. Dies trägt zur Erhöhung der Produktivität bei.
Herausforderungen im Maschinenbau
In den vergangenen Jahren erhöhte sich die Nachfrage an Produkten des deutschen Maschinenbaus. Dies spiegelt sich in einer erhöhten Kapazitätsauslastung wider. Durch den steigenden Kostendruck wird die derzeitige Weltmarktführerschaft des deutschen Maschinenbaus gefährdet. Dieser Kostendruck erfolgt durch den wachsenden Wettbewerb infolge zunehmender Internationalisierung und dem damit verbundenen Markteintritt asiatischer Hersteller. Die kaufentscheidenden Kriterien der Abnehmerseite sind dabei das Preis-Leistungs-Verhältnis, Qualität, Sicherheit, Ersatzteilverfügbarkeit und immer mehr der Service. Die zunehmende Kundenerwartung an Serviceleistungen und die hohe Produktvielfalt (27 Teilbereiche im Maschinenbau), schlagen sich dabei in einer Vielfalt von Einzelkonjunkturen nieder. In der nachfolgenden Darstellung wird aufgezeigt, welchen Stellenwert das Ersatzteilgeschäft im Maschinenbau aufweist.
Etwa 40 % der Maschinenbauunternehmen weisen einen Ersatzteilumsatz von über 60 % des Gesamtumsatzes aus. Etwa 33 % der Maschinenbauer geben dabei an, dass sie zwischen 40 % und 60 % an Ersatzteilumsatz generieren. Somit weisen ganze 72,9 % der Maschinenbauer einen Ersatzteilumsatz von über 40 % des Gesamtumsatzes mit Hilfe des Ersatzteilgeschäfts aus. Dabei ist vor allem eine hohe Prozesssicherheit und -transparenz nötig, um teure Maschinen-Stillstandzeiten zu vermeiden und die Ausfallrisiken im Ersatzteilmanagement für höhere Auslastung zu minimieren. Durch die Verbesserung von Logistikservice und -qualität wird die Kundenzufriedenheit erhöht und Logistikkosten gesenkt.
Handlungsbedarfe im Maschinenbau
Der Maschinenbau zielt auf den Aufbau einer durchgängigen Transparenz über die gesamte Prozesskette. Dies wird unterstützt durch die Verbesserung der Lagerbestände sowie der Lagerumschlagshäufigkeit. Indem Prozesse vereinheitlicht sowie die Bearbeitungszeiten verkürzt werden, kann die Erreichbarkeit für den Kunden erhöht werden. Mittels der Entwicklung zentraler Verantwortlichkeiten in der gesamten Lieferkette soll als Hauptziel die Ersatzteilverfügbarkeit verbessert werden. Der Anteil der Logistikkosten am Umsatz liegt im Maschinenbau bei 5,2 % unterdurchschnittlich. Dennoch weisen die Logistikaufwendungen auch im Maschinenbau ein beträchtliches Hebungspotenzial auf.
Verschiedene Einflussfaktoren fordern ein effizientes Ersatzteilmanagement im Maschinenbau. Diese Einflussfaktoren beinhalten: vorhandene Gesetze/Richtlinien, Globalisierungseffekte, eingesetzte Technologien, den vorhandenen Wettbewerb sowie den zufriedenen Kunden. Daher ist das technische Ziel, eine ständige Verfügbarkeit aller Teile bei steigender Varianten-/Produktvielfalt zu gewährleisten. Hingegen ist das kaufmännische Ziel die wirtschaftliche Ersatzteilversorgung bei steigenden Kundenanforderungen.
Lösungsansätze in der Ersatzteilverfügbarkeit
Die Ersatzteilverfügbarkeit im Maschinenbau kann durch divergente Ansätze erhöht werden. Die Implementierung von Key-Accounts beim Kunden gestattet einen kurzen Informationsfluss, eine frühzeitige Kundeneinbindung in die Transporttätigkeit und somit eine schnelle Reaktionszeit auf Störungen bzw. Ersatzteilbedarfe. Auf Basis einer Kundenkategorisierung (A, B, C) können entsprechende Lieferkonzepte aufgesetzt werden. Beispielsweise ermöglicht eine Gruppierung von mehreren Sendungen bei B- und C-Kunden im Rahmen der Zollabfertigung und bei weltweiten Endkundenbelieferungen die Reduzierung von Lagerflächen. Auch der Einsatz von Express-/ Nachtlieferungen in der Ersatzteillieferung ist speziell bei A-Kunden wünschenswert. Durch den Einsatz von Track & Trace wird die Transparenz erhöht und die Steuerung der Ersatzteile vereinfacht. Ein Retourenkonzept unterstützt zusätzlich die Rückführung fehlerhafter oder beschädigter Maschinenteile. Dies kann durch eine vor-Ort-Lagerung bedeutender Teile unterstützt werden. Im Rahmen von unterschiedlichen und kundenorientierten Service-Wartungsverträgen können grundsätzlich relevante Ersatzteilverfügbarkeit-Kennzahlen sowie potenzielle Maßnahmen im Störungsfall definiert werden. All diese Maßnahmen sind im Maschinenbau nötig, um die Relevanz einer professionellen Ersatzteillogistik in den nächsten Jahren weiterhin gerecht zu werden. Die Bedeutung der professionellen Ersatzteillogistik wird in der nachfolgenden Darstellung widergespiegelt.
Mit einem Wert von 87 % wird der Ersatzteillogistik eine steigende bis stark steigende Bedeutung zugemessen. Daraus lässt sich ableiten, dass das Premiumsegment Maschinenbau die Serviceorientierung im Ersatzteilgeschäft auch in Zukunft zu erhöhen hat.
Beratungsprodukte
Publikationen
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